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Ungewöhnlich knapp: Der Texaner Ted Cruz muss um seinen Wiedereinzug in den US-Senat zittern.

Foto: Justin Sullivan/Getty Images/AFP

Dass Parteifreunde helfen, wenn es vor Wahlen knapp wird, ist nicht ungewöhnlich. Doch dass zahlreiche republikanische Senatoren Ted Cruz in seinem Wahlkampf um seinen Senatssitz zur Seite springen müssen, löst Sorgen bei den Konservativen aus.

Denn Cruz ist Senator von Texas – Kernland der Republikanischen Partei. Der Senatssitz, der im November neu gewählt wird, dürfte nach üblicher politischer Rechnung eigentlich nicht umstritten sein. Zuletzt gewann 1990 ein Demokrat einen Senatssitz in Texas. Doch schon seit Jahren träumen die Demokraten davon, in dem ölreichen Bundesstaat bei Wahlen zu siegen. Die Demografie in Texas hat sich in den vergangenen Jahren deutlich zuungunsten der Republikaner verändert. Trotzdem schien der Lone Star State für die Demokraten außer Reichweite.

Charismatischer Gegner

Dieses Jahr kommt jedoch ein besonders starker Gegenkandidat dazu: Beto O'Rourke hat – im Gegensatz zu Ted Cruz – einen überraschend starken Wahlkampf geführt. Der demokratische Kongressabgeordnete aus El Paso hat zwar weiterhin nur Außenseiterchancen, aber dass ein Demokrat überhaupt Aussichten auf einen texanischen Senatssitz hat, gilt als Sensation. Erreicht hat er das durch hartes Wahlkämpfen und viel Händeschütteln: Kaum ein Dorf in Texas ist vor ihm sicher. Die Parteibasis ist begeistert wie nie von dem charismatischen 45-Jährigen: Er unterstützt eine Einwanderungsreform, eine allgemeine Krankenversicherung und strengere Waffengesetze. Was ihn für viele auch in Texas sympathisch macht: Unterstützung durch die Bundespartei lehnt er ebenso ab wie Unterstützung durch PACs, also Lobbygruppen, die unbeschränkt Geldmittel in den Wahlkampf pumpen könnten.

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Hände schütteln, Hände schütteln, Hände schütteln: Beto O'Rourke ist in den vergangenen Monaten durch fast den gesamten Bundesstaat gezogen. Es zahlt sich aus, wie Umfragen zeigen.
Foto: REUTERS/Loren Elliott/File Photo

In Umfragen liegen beide knapp beieinander. In einer Umfrage von NBC News lag O'Rourke vier Prozentpunkte hinter Ted Cruz, eine Befragung des Emerson College sah Cruz nur mit einem Prozentpunkt vorne.

Cruz braucht jetzt die Unterstützung der Bundespartei. Die gesamte Führungsmannschaft der Republikanischen Partei im Senat hat im Sommer eine Spendensammlung für Cruz veranstaltet. Das ist insofern überraschend, als Cruz unter seinen Kollegen nicht besonders beliebt ist. 2013 zog er sich den Groll der Parteiführung zu, als er ein Ausgabengesetz mithilfe anderer Erzkonservativer blockierte. Mehrheitsführer Mitch McConnell bezichtigte er in der Vergangenheit öffentlich der Lüge. Die Animositäten gingen so weit, dass Lindsey Graham (republikanischer Senator aus South Carolina) 2016 witzelte, dass, wenn jemand "Ted Cruz in der Senatskammer töten würde und die Verhandlung im Senat stattfände, niemand verurteilt werden würde".

CNN

Dennoch kommen Cruz nun seine einst verhassten Parteikollegen zu Hilfe. Der Grund ist nicht Cruz, sondern die Tatsache, dass sich die Republikaner nicht viele Verluste im November leisten können, wenn sie die Kontrolle über den Senat behalten wollen.

Die Voraussetzungen sind eigentlich denkbar günstig für die Konservativen. Die Demokraten müssen im November deutlich mehr Senatssitze verteidigen als die Republikaner. Hinzu kommt, dass viele demokratische Senatoren in Bundesstaaten wahlkämpfen, die 2016 für Donald Trump gestimmt haben.

DER STANDARD

Und ausgerechnet Trumps Anhänger könnten für Cruz unangenehm werden: Der US-Präsident gewann Texas mit neun Prozentpunkten Vorsprung. Doch Cruz verweigerte ihm im Wahlkampf die Unterstützung, was womöglich auch daran lag, dass Trump den Vater von Cruz bezichtigte, den Attentäter von John F. Kennedy unterstützt zu haben. Ihren Höhepunkt fand die Feindschaft der beiden, als Cruz sich am republikanischen Parteitag weigerte, Trump öffentlich zu unterstützen. Der Auftritt wurde von Trumps Anhängern zur Hauptsendezeit mit Buhrufen goutiert. Die Zeit und der gemeinsame Hass auf die Demokraten heilten aber offensichtlich alle Wunden, und Trump unterstützt Ted Cruz nun im Wahlkampf.

Ausgebuht: Ted Cruz weigerte sich, Donald Trump im Wahlkampf zu unterstützen.
ABC News

Das von den Republikanern gespendete Geld kann Cruz gut gebrauchen. O'Rourke hat bereits 2,8 Millionen Dollar für seinen Wahlkampf ausgegeben, die Republikaner hingegen erst 226.000 Dollar. Zahlreiche konservative Gruppen haben bereits begonnen, große Summen in den Wahlkampf zu pumpen. Nun ist die republikanische Bundespartei aufgewacht und bringt ihr gesamtes Gewicht und Geld in Stellung.

Die Rettungsaktion für Cruz hat aber einen Haken: Geld, das in dem für die Republikaner verlässlichen Texas ausgegeben wird, fehlt in anderen Bundesstaaten, in denen Republikaner versuchen, Sitze von den Demokraten zu erobern. (stb, 11.9.2018)