Wien – 67 Lehmstanitzel, am Kopf stehend, unterschiedlich hoch in den heißen Wüstenhimmel ragend: Das ist die architektonische Hülle für jenen Pavillon, mit dem sich Österreich auf der kommenden Expo 2020 in Dubai präsentieren wird. Am Entschluss, sich an dieser in der Geschichte allerersten Weltausstellung im arabischen Raum zu beteiligen hat es laut Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) es keinerlei Zweifel gegeben. "Schon jetzt sind mehr als 230 österreichische Firmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) tätig. Unsere Aufgabe ist es, den Export weiterhin zu steigern. Die Expo wird daher ein Türöffner in diesen für Österreich so wichtigen Markt sein."

Das Motto der Expo "Connecting Minds, Creating the Future", auf der 25 Millionen Besucher erwartet werden, kommt der österreichischen Kompetenz, die sich von jeher ökologische und nachhaltige Innovation auf die Fahnen heftet, entgegen. "Das ist die perfekte Bühne, um das österreichische Know-how als einen Beitrag für eine bessere Welt zu präsentieren", ergänzte Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), die sich an den Kosten des Projekts zu 25 Prozent beteiligt. Er sieht die Expo vor allem als "Landezone" für all jene heimischen Betriebe, die in den Emiraten Fuß fallen wollen.

Ehrgeizige Ziele

Dass sich die VAE, das Land mit dem größten ökologischen Fußabdruck und dem höchsten Pro-Kopf-Wasserverbrauch der Welt, Ökologie-Know-how ins Land holen wird, hängt nicht zuletzt mit den ambitionierten Plänen der Emire zusammen. In den kommenden Jahren werden vier Kernkraftwerke errichtet, die rund ein Viertel der benötigten Energie abdecken sollen. Hinzu kommt, dass der Nicht-Erdöl-Sektor bis dahin rund 70 Prozent zum BIP beisteuern soll. Der Fokus richtet sich auf die Metallindustrie sowie auf Luftfahrt, Verkehr und Tourismus.

Auf Sand mit Sand

Um auf der Expo, die klassischerweise von Reizüberflutung und Überinformation geprägt ist, auf sich aufmerksam zu machen, arbeitet man mit Emotion und Atmosphäre. "Wir setzen einen Kontrapunkt zum Expo-Gelände und schaffen einen Ruhepol, in dem sich die Menschen erholen können", sagt Gerd Erhartt, Partner im Wiener Büro Querkraft Architekten, das für den sakral anmutenden Entwurf verantwortlich zeichnet. Dadurch solle Österreich den Besuchern langfristig angenehm in Erinnerung bleiben.

Geplant sind 67 unterschiedlich hohe Kegelstümpfe, die bereits in Österreich vorgefertigt und als fix fertige Holzmodule mit Lehmputz nach Dubai verschifft werden sollen. Dank sandbefüllter Zwischenräume und einer Raumhöhe von bis zu 15 Metern mit Kaminwirkung soll der Pavillon ohne elektrische Klimatisierung auskommen. Die ressourcenschonende Bauweise ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass das 440 Hektar große Expo-Gelände nach Ende der internationalen Muskelschau wieder rückgebaut werden soll.

Die Errichtungskosten belaufen sich auf 5,48 Millionen Euro, das Gesamtbudget der Expo auf 16,48 Millionen. Die Rolle der Regierungskommissärin übernimmt die ehemalige Wirtschafts- und spätere Justizministerin Beatrix Karl. (Wojciech Czaja, 10.9.2018)