Schimpansenjäger teilen ihre Beute häufiger mit an der Jagd beteiligten Individuen als mit Nicht-Jägern.

Foto: Liran Samuni, Taï Chimpanzee Project

Leipzig – Kooperation gilt als grundlegende Triebfeder nicht nur der sozialen Evolution des Menschen, ist aber auch bei anderen Arten weit verbreitet. Nicht nur Wölfe oder Löwen jagen im Rudel, auch Schimpansen stellen gemeinsam anderen Affenarten nach und erhöhen so ihren Jagderfolg. Welche Vorteile beim Erlegen von Beute im Gruppenverband tatsächlich die einzelnen Mitglieder einer Schimpansenhorde haben, konnte nun ein internationales Forscherteam im Taï Nationalpark an der Elfenbeinküste herausfinden.

"Die gemeinsame Jagd ist dann erfolgreicher, je mehr Schimpansen daran teilnehmen oder sich zuvor an der Suche nach Beutetieren beteiligt haben", sagt Liran Samuni vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und Erstautorin der im Fachjournal "Communications Biology" erschienen Studie. "Das Teilen von Fleisch nach einer erfolgreichen Jagd fördert die zukünftige Jagdbeteiligung, denn erfolgreiche Jäger teilen ihre Beute häufiger mit an der Jagd beteiligten Tieren als mit Nicht-Jägern, obwohl auch diese nach einer Jagd um Fleisch betteln."

Oxytocin fördert die Kooperation

Darüber hinaus fanden die Wissenschafter heraus, dass das Jagdverhalten der Schimpansen mit dem Ausschütten von Oxytocin einhergeht, einem Hormon, das kooperatives Verhaltens bei Menschen und anderen Tieren fördert. Die Oxytocin-Ausschüttung während der Jagd ist ein möglicher Mechanismus, der Schimpansen die kooperative Jagd erleichtert. "Unsere neue Studie belegt den kooperativen Charakter des Jagdverhaltens von einigen frei lebenden Schimpansen, der möglicherweise durch neuroendokrine Mechanismen und Verhaltensmechanismen gefördert wird", sagt Co-Autor Roman Wittig.

Wie beim Menschen ist wahrscheinlich auch bei Schimpansen der Jagderfolg von der Motivation und der Leistung abhängig. Es gibt keine Garantie dafür, dass sich die in die Jagd investierte Anstrengung auszahlen wird. Ein Mechanismus, der es aktiven Jagdteilnehmern ermöglicht, Zugang zur Beute zu erhalten, auch wenn sie diese nicht selbst gefangen haben, belohnt sie für ihre Mühe und ermutigt sie, sich auch in Zukunft an Jagden zu beteiligen. Denn Fleisch ist für Schimpansen eine sehr wertvolle Nahrungsquelle.

Ähnliche Selektionsdrücke wie bei Frühmenschen

Fleisch miteinander zu teilen, gewährleistet das ganze Jahre über einen besser vorhersehbaren Zugang zu dieser Nahrungsquelle, was während der Evolution unserer eigenen Art die Entwicklung des Gehirns und typischer menschlichen Lebensprozesse (Geburt, Wachstum, Fortpflanzung, Tod) beeinflusst haben könnte. Wenn die Kooperation bei der Jagd und der Zugang zu Fleisch die Herausbildung dieser für den Menschen typischen Merkmale geprägt hat, zeigt diese Studie, dass auch Schimpansen vergleichbaren Selektionsdrücken ausgesetzt gewesen sein könnten, so die Forscher. (red, 10.9.2018)