Das Palais Schwarzenberg in Wien befindet sich seit zehn Jahren im Dornröschenschlaf. Eine Tiefgarage ist derzeit in Bau.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Das barocke Palais Schwarzenberg nahe dem Belvedere steht wider Willen seit zehn Jahren leer. Es befindet sich im Besitz der Fürstlich Schwarzenberg'schen Familienstiftung (FSFS). Die Pläne, darin ein Luxushotel zu betreiben sowie ein Casino einzurichten, sind vor längerem gescheitert. Nun aber nehmen die Ideen zur geschäftlichen Nutzung wieder Kontur an.

Ein Hotel, ein Tennisklubhaus und auch ein großer Gastronomiebetrieb sollen auf dem Areal angesiedelt werden. Architekten, Landschaftsplaner, Kunsthistoriker und Denkmalschützer befürchten allerdings, dass die barocke Gartenanlage unter den Umbauten leiden könnte.

Parkschutzgebiet

Ein von mehreren Hundert Personen und Institutionen aus dem In- und Ausland unterzeichneter offener Brief an Politik und zuständige Behörden fordert nun den sofortigen Baustopp. Darunter Namen wie Friedrich Achleitner, Adolf Krischanitz, Barbara Frischmuth und Gerhard Ruiss. Eine zweigeschoßige Tiefgarage im Bereich des Ehrenhofs befindet sich nämlich bereits in Bau. Vor allem wird ein Gesamtkonzept für das Barockensemble gefordert. Zu den Initiatoren gehört Maria Auböck, Präsidentin der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Wien und Vizepräsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur.

Der Schwarzenberggarten ist neben dem Belvedere und Schloss Hof der dritte in Österreich noch bestehende barocke Terrassengarten mit Wasserspielen. Um den Erhalt dieses "Gesamtkunstwerks" geht es den Unterzeichnern. Es wurde zwischen 1697 und 1728 von Johann Lukas von Hildebrandt, Johann Bernhard Fischer von Erlach sowie dessen Sohn Joseph Emanuel entworfen. Das Areal ist denkmalgeschützt, seit 1924 Parkschutzgebiet und seit 2001 Teil der Kernzone des Unesco-Weltkulturerbes "Historisches Zentrum von Wien".

Bewuchs in Mitleidenschaft gezogen

Bizarrerweise ist nach aktueller Gesetzeslage aber der Pflanzenbestand nicht mitgeschützt, obwohl die Gartenanlage seinerzeit in die Verfassungsbestimmung des Denkmalschutzes aufgenommen wurde. Die barocke Pracht ist dem Garten selbst folglich abhandengekommen, der Bewuchs durchaus in Mitleidenschaft gezogen.

Die Familienstiftung ist trotz des verlustreichen Investorenkarussells der letzten Jahre weiter um den Erhalt des Baujuwels bemüht. Sämtliche barocke Figuren der Gartenanlage wurden kürzlich restauriert, ebenso läuft die Sanierung der Terrassenmauer samt Grotte und Wasserspielen.

Rechtsanwalt Maximilian Schaffgotsch, Sprecher der Schwarzenberg'schen Familienstiftung, widerspricht auch den Vorwürfen der Briefunterzeichner vehement. Wie er dem STANDARD mitteilt, gebe es sehr wohl ein Gesamtkonzept für das Areal. Darin seien allerdings mehrere Betreiber und damit mehrere Bauberechtigte involviert.

Tiefgarage kleiner dimensioniert

Schaffgotsch zerstreut auch die Sorge, der Biergarten auf der oberen Ebene des Gartens würde die gesamte Fläche einnehmen. Das sei nicht so. Auch werde die als "überdimensioniert" kritisierte Tiefgarage nicht so groß ausfallen. Sie sei sogar kleiner als jene im ersten Hotelkonzept von 2009.

Schaffgotsch grundsätzlich: "Vor circa 200 Jahren wurde die barocke Konzeption des Gartens aufgegeben. Seit rund 100 Jahren werden die drei Teile getrennt bewirtschaftet. Architektin Auböck war in ein früheres Projekt eingebunden und führt nun eine Initiative gegen die angeblich unerhörte Teilung und Zerstörung eines Barockgartens an." (afze, rau, 10.9.2018)