Nach der Scheidung von der Bawag, soll nun die deutsche FinTech Group AG für die Post AG rund um die Uhr Finanzdienstleistungen erbringen.

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Wien – Gutscheine für Krypto-Wärungen wie Bitcoin verkauft die Post bereits. Das Angebot an digitalen Produkten könnte künftig größer werden. Denn die Post hat nach langer Sondierung doch noch einen Finanzdienstleister gefunden, dessen Produkte an Stelle von Spar- und Girokonten, Krediten, Zahlungsdiensten und Lebensversicherungen aus dem Hause Bawag-PSK in Postämtern vertrieben werden. Am Montag kam der Aufsichtsrat außertourlich zusammen, um die Partnerschaft mit der deutschen Fintech Group ab 2020 auf den Weg zu bringen, erfuhr der STANDARD aus Aufsichtsratskreisen.

Die FinTech Group AG ist ein an der Börse notierter Anbieter von Finanztechnologien. Das Unternehmen in Frankfurt am Main wurde 1999 gegründet und unterhält weitere Standorte in Berlin, Düsseldorf, Kulmbach, Willich, Andernach und Zwickau. Das Tochterunternehmen Flatex GmbH betreut im deutschen Online-Brokerage-Markt rund 170.000 Privatkunden im In- und Ausland.

Dass sich die teilstaatliche Post einen ausländischer Finanzdienstleister angeln werde, war abzusehen, hatten potenzielle inländische Geldinstitute doch abgewunken. Das habe zwar den Nachteil einer überschaubaren Bekanntheit in Österreich, allerdings den Vorteil, dass die leidige Diskussion über Filialschließungen hintangehalten wird. Eine Kooperation mit einem heimischen Geldhaus hatte Post-General Georg Pölzl bereits als eher unwahrscheinlich ausgeschlossen, Österreich sei schließlich "overbanked".

Mit Bawag nicht vergleichbar

Eines zeichnet sich nach STANDARD-Recherchen auch ab: Der neue Post-Partner wird von der Dimension her nicht annähernd an die vor zwanzig Jahren mit der damals staatlichen Postsparkasse gegründeten Partnerschaft herankommen. "Das wird eine ausländische Zwergenlösung", sagt eine mit der Banken- und Finanzdienstleistungslandschaft vertraute Person. Allerdings wäre für die börsennotierte Post ein Scheitern die schlechteste Lösung, weil sie dann ohne Kooperationspartner dastehen würde.

"Ziel ist es, attraktive, auf die Bedürfnisse der Privatkunden zugeschnittene Bankprodukte anzubieten", teilte die Post AG nach Börsenschluss mit. Zu diesem Zweck gründen Post und FinTech Group ein Joint-Venture, an dem beide die Hälfte halten. Die FinTech Group Bank AG wird ihre seit acht Jahren in Österreich aktive Niederlassung (inklusive rund 30.000 Kunden) in dieses Joint Venture einbringen – vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden, wie die Post betont. Das Eigenkapital soll in den nächsten Jahren auf über 200 Millionen Euro steigen. IT-Dienstleistungen bekommt das Gemeinschaftsunternehmen von der FinTech Group AG und die Infrastruktur von der Post.

Damit nicht genug. Die Post beteiligt sich mit sieben Prozent an FinTech, "um die nachhaltige Ausrichtung" zu unterstreichen, wie die Post betont. Die FinTech Group gibt zu diesem Zweck 1.225.761 neue Aktien unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre im Gesamtausgabebetrag von rund 35 Millionen Euro an die Post.

Banken wollten nicht

Nach dem Scheitern der Gespräche mit dem Volksbanken-Sektor im Juni hatte die Post laut STANDARD-Recherchen nur mehr mit ausländischen Finanzdienstleistern verhandelt, darunter die vom US-Finanzinvestor Apollo kontrollierte Oldenburger Landesbank (OLB), die ihrerseits mit der Bremer Kreditbank verschmolzen wird. Traditionsbanken fungieren bei solchen Konstruktionen als Vehikel mit Banklizenzen und Zahlungsdienste-Konzessionen, auf das digitale Dienstleistungen aufgesetzt werden. Das Filialnetz der Post vergrößert bei diesem Modell den Aktionsradius des Investors mit einem Schlag.

Die OLB sei bereits wieder aus dem Rennen, berichteten Post-Insider noch vor der Aufsichtsratssitzung, die zudem ausschlossen hatten, dass es zu einer österreichischen Lösung kommt. Auch klingende Namen wie Santander, die deutsche Postbank oder Commerzbank waren als Partner gehandelt worden. Interesse bekundet hatte weiters die Austria Anadi Bank (ehemals Kärtner Hypo Alpe Adria Bank).

20 Jahre Post-Partner

Zur Erinnerung: Die Bawag war erst 2001 an Bord der Post gekommen, nachdem die damalige Staatsholding ÖIAG den Finanzpartner PSK privatisiert und an die damalige Gewerkschaftsbank Bawag verkauft hatte. Die Erlöse, die die Post aus der Zusammenarbeit lukrierte, waren beachtlich, unter Führung von Bawag-Eigner Cerberus schrumpften sie allerdings empfindlich. Von einst rund hundert Millionen Euro an Provisionen waren 2016 nur noch rund 60 übrig, im Vorjahr wies die Post nur mehr an die fünfzig Millionen Euro aus.

Bis zum Start der neuen Partnerschaft schreitet die Entflechtung der Bawag- und Postfilialen voran, sie muss bis Ende 2019 aus 73 Filialen ausziehen – großteils in Ballungsräumen (allein 42 in Wien). Im Gegenzug zieht die Bawag ihre Finanzberater aus 111 Post-Filialen ab. Die erste Tranche des Auszugs aus Bawag-Filialen wurde bereits vollzogen. Die gelbe Post braucht diesfalls neue Post-Partner in Handel und Gewerbe oder sie macht eigene Filialen auf, was allerdings nur in überdurchschnittlich frequentierten Lagen vorstellbar ist, wobei man hochpreisige Geschäftslokale mit Umsatzmieten, etwa an Bahnhöfen und in Einkaufszentrum meidet. Sie würden die Kostenstruktur des Filialnetzes überproportional belasten. (Luise Ungerboeck, 10.9.2018)