Gute Infrastruktur, hohes Niveau: Die Weltbank lobt den Logistikstandort Österreich.

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Die österreichische Logistikbranche bekommt am Beginn des neuen Schuljahrs ein gutes Zeugnis ausgestellt: Im neuesten Logistik-Performance-Index (LPI) der Weltbank landet die hiesige Transportwirtschaft auf dem vierten Platz und verbessert sich im Vergleich zur letzten Bewertung von 2016 noch einmal um drei Ränge.

Diese Entwicklung ist erfreulich, denn "2014 waren wir noch auf dem 22. Platz", berichtet Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer. Dass man inzwischen diesen Sprung gemacht habe, verdanke sich einem intensiveren Austausch der beteiligten Akteure in Politik, Wirtschaft und Interessenverbänden.

Es ist noch Luft nach oben

"Wir führen seit einer Weile einen breiten Dialog, der jetzt Früchte trägt. Viele Maßnahmen wurden bereits angegangen, weitere werden folgen", sagt Klacska: "Das Ranking zeigt, dass wir durch die Kooperation in den letzten Jahren eine deutliche Trendumkehr herbeiführen konnten. Das Ziel muss sein, jetzt noch weiter aufwärts zu wandern."

Luft nach oben gebe es aber gar nicht mehr viel, meint dagegen Sebastian Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik der Wirtschaftsuniversität Wien: "Genauso wie die schlechteren Platzierungen der Vergangenheit wohl übertrieben waren, ist der aktuelle Rang etwas schmeichelhaft. Ohne einen eigenen Seehafen kann Österreich nur schwer mit den anderen Nationen an der Spitze (allen voran Deutschland, Anm.) konkurrieren."

Jedoch seien im obersten Feld dieses Rankings die Schwankungsbreiten ohnehin nur marginal. Ob man hier auf dem vierten oder sechsten Platz rangiere, sei deshalb weniger relevant: "Das Ranking zeigt vor allem, dass sich die Wahrnehmung der österreichischen Logistik im Ausland stark verbessert hat. Das Ziel muss es nun sein, diese gute Platzierung zu verteidigen – und das heißt, in den Top Ten zu bleiben. Dort aber sehe ich Österreich durchaus."

Standortvorteile

So punkte man mit klaren Standortvorteilen: Neben einer gut ausgebauten Infrastruktur biete Österreich das Know-how der Unternehmen und ein hohes Ausbildungsniveau beim Personal. Damit wiege man wiederum Nachteile gegenüber den benachbarten Mitbewerbern – Stichwort Lohnkosten – wieder auf.

Das zeige sich auch daran, dass für nicht wenige Unternehmen der Hauptstützpunkt für das Mitteleuropageschäft weiterhin in Österreich steht. Kummer: "Vor einiger Zeit gab es noch die Befürchtung, dass es zu einer Abwanderung kommt. Das ist nicht eingetreten. Viele Firmen schätzen die Qualität in Österreich."

Verbessern könne man aber immer etwas: Gerade im Bereich der staatlichen Administration ließen sich bislang komplizierte Prozesse, die den Gütertransport verlangsamen, noch reduzieren. Vor allem aber sei die Digitalisierung eine wichtige Angelegenheit, die die Branche weiter im Blick behalten müsse. Das sieht man auch beim Zentralverband Spedition und Logistik so.

Im kürzlich vorgestellten Masterplan Logistik 2025 spielt die Digitalisierung eine Schlüsselrolle. So fordert Geschäftsführer Oliver Wagner, dass man sich schleunigst daran machen sollte, die digitale Infrastruktur – allen voran das 5G-Netz – auszubauen: "Unsere Nachbarländer arbeiten bereits mit Hochdruck daran. Das wird das große Thema der nächsten zehn Jahre sein." Es sei das Fundament für Innovationen wie Platooning und autonomes Fahren.

Bessere Wertschöpfung angestrebt

Und daran komme man in der Logistik nicht vorbei – auch angesichts des herrschenden Personalmangels. Der sei laut Wagner aber das Luxusproblem einer stark wachsenden Branche. Handlungsbedarf bestehe anderweitig: Die Logistikflächennutzung sei zu gering, und beim Zoll müsse sich etwas ändern. Weil in Österreich der Spediteur für die richtige Abgabe der Einfuhrumsatzsteuer haftet und nicht wie in anderen Ländern der Auftraggeber, bestehe ein Wettbewerbsnachteil.

Wohl auch deshalb hat Österreich nur in diesem Bereich von der Weltbank bloß eine gute statt einer sehr guten Bewertung bekommen. So schön der Index für den Standort gerade auch aussehe – laut Wagner bleibt noch einiges zu tun: "Wir dürfen nicht die Hände in den Schoß legen. Das gute LPI-Ranking bestätigt zwar die exzellente Arbeit in der österreichischen Logistikwirtschaft. Aber das schafft nicht automatisch mehr Arbeitsplätze und eine bessere Wertschöpfung." (Johannes Lau, Transport & Logistik, 13.9.2018)