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Elton John jubelt über den erfolgreichen Saisonstart der Hornets aus Watford.

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Unter Präsident Elton John und der im Jänner 2017 verstorbenen Trainerlegende Graham Taylor (links) hatte Watford im Mai 1982 erstmals den Einzug ins englische Fußballoberhaus gefeiert.

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Watford – Die Hornissen verbreiten noch nicht wirklich Angst und Schrecken in der Premier League, doch nach vier Siegen und 9:3-Toren ist der Klub aus der Stadt in Hertfordshire, rund 30 Kilometer nordwestlich von London, zumindest auf dem Papier die dritte Kraft im englischen Fußball – hinter den ebenfalls noch makellosen Milliardenklubs FC Liverpool und FC Chelsea.

Am Samstag kommt der kriselnde Rekordmeister Manchester United an die mit Sicherheit durch fast 21.500 Zuschauer ausverkaufte Vicarage Road, wo am 2. September Tottenham samt Schützenkönig Harry Kane mit 1:2 den Kürzeren gezogen hatte. Pop-Ikone Sir Elton John (71), einst Besitzer des FC Watford, immer noch Anteilseigner und glühender Anhänger, war völlig außer sich gewesen auf der nach ihm benannten Tribüne, dem ehemaligen Main Stand.

Der lange Traum vom Titel

Watfords gegenwärtige Hausse ist nicht ohne den in der Stadt aufgewachsenen Elton John zu denken, der den 1898 einer Fusion entsprungenen Verein 1976 übernahm und zusammen mit Manager Graham Taylor aus der vierten Liga in erste lichte Höhen geführt hatte – Aufstieg ins Oberhaus 1982, Vizemeisterschaft 1983, Teilnahme am Uefa-Cup 1983/84 und am FA-Cupfinale 1984. Ein großer Titel war den ihrer schwarz-gelb-gestreiften Trikots wegen Hornets Genannten nie vergönnt. Der Traum lebt, nach den vier Siegen en suite, allesamt ohne Österreichs Teamverteidiger Sebastian Prödl errungen, umso mehr. Die Quote auf die Meisterschaft Watfords liegt bei 250:1 – deutlich höher war jene von Leicester vor der Saison 2015/16. Der Ausgang ist bekannt. Die Foxes schafften mit Christian Fuchs seinerzeit die Weltsensation.

Der Vergleich mit Leicester kommt nicht von ungefähr. Auch in Watford tummeln sich "No-Names" und anderswo Gescheiterte, die unter einem guten Trainer funktionieren. Teammanager Javi Garcia, von Rubin Kazan gekommen, gilt als der Vater des Erfolgs. Zuletzt wurde der 48-jährige Spanier als Trainer des Monats August in der Premier League ausgezeichnet. "Wir genießen den Moment", sagte der Mann aus Pamplona. "Man weiß nie, was passiert. Schau nicht bis zum Ende der Straße, sondern genieße jeden Tag."

"Du erneuerst dich selbst, oder du stirbst."

Seit 2012 ist der Klub in Besitz der Familie des italienischen Geschäftsmanns Giampaolo Pozzo. Dessen Credo: "Du erneuerst dich selbst, oder du stirbst." Pozzos Philosophie ist, keine teuren Stars einzukaufen, sondern Talente. Der 77-Jährige legte sich zuvor bereits den italienischen Erstligisten Udinese Calcio und den FC Granada aus der zweiten spanischen Liga zu. 2006 verpflichtete Udine den damals 18 Jahre alten Stürmer Alexis Sanchez für drei Millionen Euro und veräußerte ihn fünf Jahre später mit 23 Millionen Euro Gewinn an den FC Barcelona. Aktuell ist der Chilene bei Manchester United einer der Bestverdiener der Liga. Ein zweiter Sanchez könnte der im Sommer vom FC Barcelona verpflichtete Spanier Gerard Deulofeu sein, der für vergleichsweise moderate 13 Millionen Euro von den Katalanen kam. Im Gegenzug verkaufte Watford den erst im Vorjahr verpflichteten Brasilianer Richarlison für das Dreifache an den FC Everton.

Rocket Man.
stevohorn

Vor 15 Jahren steckte Watford wieder einmal in massiven finanziellen Schwierigkeiten und musste das Stadion verkaufen. Fans starteten daraufhin eine Spendenaktion mit dem Titel "Let's buy back the Vic". Elton John spendete die Einnahmen aus einem im Stadion veranstalteten Konzert, zwei Jahre später kaufte der Verein seine Heimstätte für gut 8,4 Millionen Euro. 2014 wurde der Main Stand neu errichtet und nach Sir Elton John benannt. Gegenüber liegt der Graham Taylor Stand. Ein Pozzo Stand wäre nach der Meisterschaft fällig. (sid, red, 12.9.2018)