Viktor Orban (Fidesz) bei seiner Rede am Dienstag vor dem EU-Parlament.

Foto: AFP/FREDERICK FLORIN

Budapest/Wien – Ein Angriff gegen den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist von einem ungarischen regierungsnahen Medium gekommen. Die Zeitung "Magyar Idök" enthüllte den Kanzler am Dienstag in einem kurzen Online-Artikel als Helfershelfer des ungarischstämmigen US-Milliardärs George Soros, den Ungarns Regierung offiziell als Erzfeind führt.

Das Blatt titelte am Dienstag: "Spielt Soros mit Kurz seinen letzten Trumpf aus?" Darin erinnerte das Portal daran, dass Kurz Mitglied des von Soros mitbegründeten Europäischen Rates für Außenbeziehungen (ECFR) ist. Auch der liberale Milliardär selbst und sein Sohn Alexander sitzen als Vertreter Ungarns in dem Gremium.

Der ECFR ist eine in London ansässige Denkfabrik, die 2007 von fünfzig prominenten politischen Persönlichkeiten aus ganz Europa begründet wurde und mittlerweile rund 270 Mitglieder hat. Für Österreich sitzen neben Kurz unter anderem Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), Ex-Außenministerin und Botschafterin Ursula Plassnik (ÖVP) oder der frühere SPÖ-Europapolitiker Hannes Swoboda in dem Rat.

"Verschwörungstheorien"

Der Artikel von "Magyar Idök" stellte diese Mitgliedschaft des Kanzlers damit in Zusammenhang, dass die ÖVP-Parlamentarier einer Ankündigung von Kurz zufolge am heutigen Mittwoch im Europaparlament für den Sargentini-Bericht stimmen werden, der die Einleitung eines EU-Rechtsstaatsverfahrens gegen Ungarn fordert. Der Kanzler habe auch nichts daran auszusetzen, wenn die Mitgliedschaft der ungarischen Regierungspartei Fidesz in der Europäischen Volkspartei (EVP) ausgesetzt werde, zitierte das Blatt das ORF-Sommergespräch mit dem Kanzler.

Die Zeitung kommentierte: Hinsichtlich eines Zusammenhanges zwischen den beiden Informationen könnte ein Teil der Beobachter "eine Verschwörungstheorie sehen", während "andere wiederum betonen, dass nun 'die Katze aus dem Sack' ist".

Bisher hatten die ungarischen regierungsnahen Medien Kurz' Aussagen und Politik eher in positivem Licht dargestellt, insbesondere was das Flüchtlingsthema betraf. (APA, 12.9.2018)