Die Satellitenaufnahme zeigt die erhöhten Meerestemperaturen im Pazifik während der letzten El-Niño-Periode 2015/2016.

Foto: NOAA

2015 gilt als schlimmstes El-Niño-Jahr seit über 20 Jahren. Nicht nur Südamerika war von den Auswirkungen des Klimaphänomens schwer betroffen: Brasilien musste aufgrund von Ernteausfällen die Preise dramatisch erhöhen. Kolumbien meldete eine schwere Trockenheit, die die angeschlagene Wirtschaft zusätzlich belastete. Chile litt unter einem massiven Lachssterben durch die erwärmten Meeresströme. Auch Südostasien und Australien hatten mit Dürren zu kämpfen. In Kalifornien kam es dagegen zu Sturzregen. Die Atempause war allerdings nicht von langer Dauer: Bereits Ende dieses Jahres könnte schon der nächste El Niño anklopfen, wie Experten nun prognostizieren.

Beim alle paar Jahre auftretenden El Niño ändern sich die Meeresströme und damit auch das Klima: Östliche Teile des Pazifiks rund um den Äquator werden wärmer als normalerweise, westliche Teile kühlen ab. Zugleich werden die Passatwinde schwächer. Dies führt in manchen Regionen der Welt zu Regen und Überschwemmungen, in anderen dagegen zu Dürre und Waldbränden. El Niño, spanisch für Christkind, wird das Klimaphänomen genannt, weil es meist kurz vor Weihnachten zu beobachten ist.

Steigende Meerestemperaturen ab November

Wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) nun berichtet, tritt im Pazifikraum in den kommenden Monaten mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit die nächste El-Niño-Phase auf. Zwischen November 2018 und Februar 2019 rechnen die Wissenschafter im Ost- und Zentralpazifik mit einem Anstieg der Meerestemperaturen von bis zu 1,2 Grad Celsius über dem Durchschnittswert. In der Folge sei in Ostasien und im Karibikraum mit einem Rückgang der Niederschläge zu rechnen, in Nordamerika dürfte es dagegen mehr regnen. Auch der Süden Europas könnte von größeren Niederschlagsmengen betroffen sein.

Immerhin eine halbwegs gute Nachricht gibt es: "Die WMO erwartet, dass der kommende El Niño nicht ganz so stark ausfallen wird wie 2015/2016", sagt WMO-Generalsektretär Petteri Taalas. Letztlich werden sich die Menschen in den betroffenen Regionen aber auf häufigere El-Niño-Ereignisse einstellen müssen, befürchten Klimaforscher. Bisherige Prognosen lassen darauf schließen, dass das Klimaphänomen durch die globale Erwärmung stärker und vor allem viel öfter auftreten wird. Einige Arbeiten gehen davon aus, dass El Niño im Pazifikraum über kurz oder lang zu einem Dauerzustand wird. (tberg, 12.9.2018)