In dieser Woche soll es um eine Frau gehen, die lange als die unumstrittene Königin des Selfies galt. Kein Wunder, Kim Kardashian hatte einfach immer ein gutes Händchen: Jedes ihrer auf Instagram veröffentlichten Selbstporträts hatte, was so ein Selfie haben muss. Das machte nicht zuletzt das Cover ihres Buches "Selfish", erschienen 2015, klar. Auf ihm prangte das Selfie mit dem gewissen Etwas: Brust raus, Arme im Anschnitt, Lippen hübsch geschmollt, so nahm sich Kim Kardashian damals selbst ins Visier.

Die Kardashian-Selfies erfüllten jedenfalls von jeher ihren Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Immer waren sie darauf angelegt, möglichst viele Follower zu einem Like zu animieren.

Selfie oder nicht Selfie, das ist hier die Frage!

Vor einiger Zeit zeichnete sich dann eine erste Krise ab: Kim Kardashian bekundete, keine Selbstporträts mehr machen zu wollen. Schon vor zwei Jahren hatte sie erklärt, dass sie für ein veröffentlichtes Instagram-Bild 1.500 Fotoversuche brauche.

Mit ihrem Ennui lag sie ganz auf der Höhe des Zeitgeists. Nach dem Selfie-Stick übernahmen die Boyfriends der Influencerinnen die Macht über die Bilder. Davon zeugt der Instagram-Account "Boyfriends of Instagram", der sich über die Männer amüsiert, die ihre Freundinnen mithilfe des Smartphones in Instagram-Göttinnen verwandeln – mit Selfies haben diese Inszenierungen nichts mehr zu tun.

Dass die Boyfriends nicht die Lösung sein können, beweist uns nun Kim Kardashian. Sie lässt neuerdings eine Assistentin Fotos von sich machen, die den Anschein erwecken, sie selbst habe Hand angelegt.

E! Entertainment

Dieses Prinzip kennt man ja schon lange. Koons und Konsorten lassen für das perfekte Kunstwerk Handwerker ran. Das muss man sich zugegebenermaßen leisten können. Aber vielleicht haben ja die Boyfriends Lust, sich demnächst als Assistentinnen zu profilieren. Für die perfekten Fake-Selfie müssten sie aber wahrscheinlich noch ein wenig üben. (Anne Feldkamp, 13.9.2018)