Die zehntausenden Menschen, die täglich Inhalte in den sozialen Medien löschen, bleiben im Hintergrund.

Foto: Gebrüder Beetz Filmproduktion

Drei Milliarden Menschen sind durch soziale Medien mit einander verbunden. "Wir stehen für eine globale Gemeinschaft", sagt Mark Zuckerberg. Um welchen Preis es derartig kuschelige Naheverhältnisse zu ertragen gilt, erfragte Dienstagabend die Dokumentation Im Schatten der Netzwelt – The Cleaners in der ARD. Am Sonntag wird sie auf ORF 2 zu sehen sein.

Wer entscheidet, was die Welt zu sehen bekommt? Im Stil eines Spielfilms inszenierte die Doku die Mechanismen der sozialen Netzwerke.

farbfilmverleih

Die Journalisten Hans Block und Moritz Riesewieck waren in Manila auf den Philippinen. Dort arbeiten zehntausende sogenannte Content-Moderatoren, die täglich 25.000 Bilder sichten. "Die Aufgabe eines Content-Moderators ist es, den Dreck wegzumachen", sagt der junge Mann vor dem Bildschirm. Es geht um Richtlinien, die einzuhalten sind. Die Moderatoren entfernen unerwünschtes Material aus den Timelines, fällen Entscheidungen in Sekundenschnelle: löschen oder ignorieren? Ihre Arbeit wird als Zensur kritisiert, offiziell dürfen sie nicht reden. Sie sollen für Sauberkeit sorgen und bekommen viel Hässliches zu sehen. Eine Moderatorin erzählt etwa, sie habe hunderte Enthauptungen auf Fotos und Videos von Terrororganisationen gesehen. Die Saubermacher in Manila sind stolz auf ihren Job.

Von der Handarbeit bewegt sich der Film in die hochpolitischen Lager von Silicon Valley zu Facebook, Youtube, Twitter & Co, die unter dem Einfluss von Regierungen und Lobbys Zensur vornehmen. Mit der soeben beschlossenen Urheberrechtsreform dürften sich diese Praktiken kaum ändern. Klingt abgedroschen, ist aber so: spannend wie ein Krimi – abrufbar in der ARD-Mediathek. (Doris Priesching, 13.9.2018)