Italiens Premier Giuseppe Conte.

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Das Amt des Ministerpräsidenten in Italien darf getrost als prekäres Arbeitsverhältnis bezeichnet werden: Die nächste Regierungskrise lauert hinter jeder Ecke – und so mancher Premier ist seinen Job schneller losgeworden als gedacht. Über sechzig verschiedene Regierungen seit der Gründung der Republik im Jahr 1948 sprechen eine deutliche Sprache.

Und die beiden populistischen Parteien, die Contes Regierung tragen – die rechtsradikale Lega und die Protestbewegung des Komikers Beppe Grillo -, sind sich in fast allem uneins. Wie lange diese schillernde Truppe noch zusammenhält, weiß nicht einmal Giuseppe Conte, seines Zeichens Ministerpräsident. Sondern nur der Himmel.

Was lag für Conte, gelernter Professor für Privatrecht und Anwalt, also näher, als sich einen Plan B zurechtzulegen, um nicht im Fall der Fälle plötzlich auf der Straße zu stehen? Zum Beispiel eine Professur an der renommierten Sapienza-Universität zu Rom: Nun sollte der Regierungschef in Rom eine Prüfung in "Englisch für Juristen" ablegen – ganz diskret und geheim. Doch die Sache wurde ruchbar – und nach Nörgeleien aus den Reihen der Opposition wollte er sich die Sache mit der Bewerbung dann doch überlegen.

Prüfung verschoben

Ganz Italien dachte danach, dass Conte aus Gründen der politischen Opportunität seinen Plan B fallenlassen würde. Dem ist aber nicht so: Der Premier hat lediglich ein Gesuch gestellt, die Englischprüfung verschieben zu können. Dem Gesuch wurde von der Uni Sapienza stattgegeben.

Contes Mitbewerber ließen durchblicken, dass sie sich eine Beschwerde überlegen. Die Rivalen des Regierungschefs mit Plan B werden den Eindruck nicht los, dass der Premier von der Universität bevorzugt behandelt werde – zumal die Sapienza in erheblichem Umfang auf staatliche Gelder angewiesen ist. Die Uni hatte schon am Freitag verlauten lassen, dass sie den Regierungschef bei der Prüfung "behandeln wird wie alle anderen Bewerber auch". (Dominik Straub aus Rom, 13.9.2018)