Genf – Das ehrgeizige Pariser Klimaziel, die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, hat nach Ansicht des ranghöchsten UN-Meteorologen kaum Aussicht auf Erfolg. "Wenn man die 1,5 Grad erreichen will, müssen die Ambitionen extrem hochgeschraubt werden. Man könnte sagen, dass es nicht realistisch ist, die 1,5 Grad zu erreichen", sagte Petteri Taalas. Er ist Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in Genf.

In Paris hatte die Weltgemeinschaft 2015 vereinbart, die globale Erwärmung bei deutlich unter zwei Grad Celsius – möglichst sogar bei nur 1,5 Grad – im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu stoppen. Der Weltklimarat (IPCC) legt am 8. Oktober in Südkorea einen Bericht über den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu den Folgen von 1,5 Grad Erwärmung vor. Darin sollen auch konkrete Maßnahmen vorgestellt werden, wie der Kampf gegen den Klimawandel verstärkt und beschleunigt werden kann.

Erwärmung abbremsen

Ohne zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen sei mit einer Erwärmung von drei bis fünf Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu rechnen, sagte Taalas. Der Meeresspiegel – derzeit 26 Zentimeter höher als in vorindustriellen Zeiten – würde um weitere 30 bis 70 Zentimeter steigen. Selbst wenn die Welt massive neue Klimaschutzmaßnahmen umsetze, schreite der Klimawandel durch die bereits in der Atmosphäre vorhandenen klimaschädlichen Emissionen bis in die 2060er-Jahre fort. "Die wirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen haben sich seit den 1980er-Jahren verdreifacht – wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt. Es wird mehr Überschwemmungen, mehr Stürme, mehr Hitzewellen und mehr Dürren in einigen Weltregionen geben."

Die Welt habe aber die Möglichkeit, in den 2060er Jahren eine Stabilisierung der klimaschädlichen Emissionen zu erreichen und eine weitere negative Entwicklung danach zu verhindern. "Ich sehe die Lage nicht als katastrophal", sagte Taalas. Der Anteil von Atom-, Wasser- und erneuerbarer Energie müsse aber in den nächsten 30 Jahren von heute 15 Prozent auf 85 Prozent steigen, der Transport auf Strom umgestellt und mehr vegetarische Speisen gegessen werden. Gerade bei Rindfleisch schadeten die Methan-Ausstöße der Kühe sowie die großen Weideflächen dem Klima. Das Land könne durch andere Pflanzen klimafreundlicher genutzt werden. (APA, red, 13.9.2018)