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Pedro Sánchez, Premier.

Foto: Reuters/Alonso

Madrid – Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat Vorwürfe von Medien und Andeutungen von politischen Rivalen zurückgewiesen, er habe bei seiner Doktorarbeit geschummelt. "Die in Medien erschienenen Informationen, die von Plagiat bei meiner Doktorarbeit sprechen, sind rundweg FALSCH", schrieb der seit Anfang Juni amtierende Sozialistenführer am Donnerstag auf Twitter.

Sánchez drohte mit rechtlichen Schritten zur Verteidigung seiner "Ehre und Würde", falls keine Richtigstellung veröffentlicht werde. Mit "Medien" ist in erster Linie die einflussreiche konservativen Tageszeitung "ABC" gemeint. Auf der Titelseite des konservativen und monarchistischen Blattes war am Donnerstag groß zu lesen: "Pedro Sánchez hat in seiner Doktorarbeit plagiiert".

Rücktrittsaufforderung

Der gelernte Betriebswirt habe 2012 in seiner Doktorarbeit über spanische Wirtschaftsdiplomatie an der Madrider Universität Camilo Jose Cela unter anderem von Autoren abgeschrieben, ohne diese zu nennen und ohne die Aussagen in Anführungszeichen zu setzen, behauptete die Zeitung. Erst am Mittwoch hatten die regierenden Sozialisten den konservativen Oppositionsführer Pablo Sánchez, dessen Mastertitel derzeit vom Madrider Höchstgericht geprüft wird, zum Rücktritt aufgefordert.

Erste Zweifel an der Doktorarbeit von Sánchez hatte am Mittwoch im Madrider Parlament der Führer der oppositionellen liberalen Partei Ciudadanos, Albert Rivera, geäußert. "Es gibt begründete Zweifel bezüglich ihrer Doktorarbeit. Warum halten Sie sie verborgen? Zum Wohle der Universität, zeigen Sie der Öffentlichkeit ihre Doktorarbeit!", sagte Rivera zum 46-jährigen Sozialisten. Daraufhin setzte ein Run auf die nur in einem Exemplar an der Uni-Bibliothek vorhandene Dissertation ein, die von zahlreichen Journalisten in Augenschein genommen wurde. Für Spekulationen sorgte, dass die im Jahr 2012 verteidigte Dissertation auf ausdrücklichen Wunsch von Sánchez nicht digitalisiert wurde, was eine Überprüfung schwieriger macht.

Die Debatte war vom Rücktritt von Gesundheitsministerin Carmen Monton ausgelöst worden. Wegen mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten beim Erwerb eines Masterabschlusses hatte Monton am Dienstag – nur rund drei Monate nach ihrem Amtsantritt – ihren Posten zur Verfügung gestellt. Die 42-Jährige ist bereits das zweite Mitglied des sozialistischen Kabinetts, das zurücktritt. Schon am 13. Juni hatte Kulturminister Maxim Huerta wegen des Vorwurfs des Steuerbetrugs seinen Hut nehmen müssen. Auch der im Juli als Nachfolger von Mariano Rajoy zum neuen Präsidenten der konservativen Volkspartei (PP) gewählte Pablo Casado wird seit Monaten von Medien der Unregelmäßigkeiten beim Erlangen seines Masterabschlusses beschuldigt. (APA, 13.9.2018)