Es liegt auch an der Infrastruktur, dass Österreichs KMUs in Sachen Digitalisierung Aufholbedarf haben. Zu diesem Schluss kommt eine jüngst veröffentlichte Studie

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Wien – Österreichische Klein- und Mittelunternehmen bewerten sich selbst zum Großteil als "digital bewusst" oder "digitaler Neuling". Das zeigt die neue Studie unter Leitung der Unternehmensberatung Arthur D. Little zum Status der digitalen Transformation österreichischer KMU. Per Onlinebefragung wurde dafür der Digitalisierungsfortschritt von 1.100 Unternehmen in sieben Branchen erhoben. Das Ergebnis: Es besteht ein signifikanter Aufholbedarf.

Bewertet wurden die Unternehmen nach einem Digitalisierungsindex (Skala von 0 bis 100), der den Digitalisierungsgrad eines KMU angibt. Mehr als die Hälfte der Unternehmen konnten lediglich einen Wert von unter 30 Punkten erreichen. Der Anteil der befragten Betriebe, die die 60-Punkte-Marke überschritten, liegt unter einem Prozent. Der Durchschnitt liegt bei 27 Punkten.

DSGVO hat Augen geöffnet

Laut der Studie war in diesem Jahr für 54 Prozent der befragten KMU die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) die größte Hürde bei der Digitalisierung. 2017 hatten nur 32 Prozent angegeben von der DSGVO betroffen zu sein. Nach dem Inkrafttreten im Mai ist dieser Wert auf 83 Prozent gestiegen und zeigt, wie der verantwortungsbewusste Umgang mit Daten und deren Sicherheit an Wichtigkeit gewonnen hat. Für 40 Prozent der Unternehmen hat die Datensicherung als nächstes IT-Projekt neben dem eigenen Webauftritt (39 Prozent) und Internetbanking (34 Prozent) die höchste Priorität.

Als weitere große Hindernisse im Zuge der Digitalisierung gaben die Befragten erneut fehlendes Know-how und mangelnde Informationen zur Digitalisierung sowie nicht vorhandene finanzielle Ressourcen und schlechte rechtliche Rahmenbedingungen an. "Bei fast der Hälfte, 48 Prozent, der KMU besteht großer Bedarf an Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung der digitalen Transformation", sagt Alfred Harl, Obmann des WKO-Fachverbands Ubit.

Neue Chancen durch Digitalisierung

Trotz der Hindernisse erhoffen sich die Unternehmen einige Chancen aufgrund der Digitalisierung. Knapp zwei Drittel sehen darin eine Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen, die Hälfte hofft auf Kostenersparnis. Laut der Studie befürchten Unternehmen, die im Digitalisierungsranking am unteren Ende rangieren, eher einen Beschäftigungsrückgang als fortgeschrittenere KMU. Diese sehen sich durch die Digitalisierung weniger bedroht.

"Unternehmen ist inzwischen bewusst, dass die Digitalisierung sie wesentlich und grundlegender betrifft und betreffen wird. Das zeigt sich an der massiven Steigerung der Nennungen von Auswirkungen auf interne Abläufe, auf das Produktportfolio, auf völlig neue Konkurrenten, auf neue Märkte, Geschäftsfelder und Kundengruppen als zentrale Herausforderungen und zudem Chancen der Digitalisierung", sagt Dietmar Rößl vom Institut für KMU-Management der Wirtschaftsuniversität Wien.

Unternehmen brauchen Unterstützung

Die Studie zeigt, dass die Unternehmen nach wie vor auf Hilfe angewiesen sind. Wie im letzten Jahr wünschen sich 48 Prozent mehr Beratung zur Umsetzung der digitalen Transformation. Bessere rechtliche Rahmenbedingungen und leistungsstarke Internetverbindungen werden ebenfalls gefordert.

Kampf für die Digitalisierung

Auf eine bessere Infrastruktur setzt auch die Wirtschaftskammer. Der flächendeckende Ausbau des Breitbandinternets sei essenziell, um die Digitalisierung voranzutreiben und den Innovationsgeist zu fördern. Ebenso fordert die Kammer einen stärkeren Fokus auf die Digitalisierung in Schule und Ausbildung. Die Studie unterstreiche zudem, wie sehr IT-Nachwuchs benötigt werde.

Österreichweit würden mehr als 10.000 IT-Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft fehlen, sagt Ubit-Obmann Harl. Er ruft Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dazu auf, endlich zu handeln und den Fachkräftemangel zur Chefsache zu erklären, damit Österreich als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleiben kann. "Damit wir auch in Zukunft unseren Wohlstand behalten können, ist es mehr als notwendig, dass wir uns nicht nur über Flüchtlinge unterhalten", so Harl.

Der Fachverband kämpft mit seinem Masterplan "Digination" unter anderem dafür, Zugangsbeschränkungen an Fachhochschulen und Universitäten für den Studiengang Informatik zu beheben, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen und einen Informatikunterricht an Volksschulen einzuführen. (Muhammed Özdemir, 13.9.2018)