Foto: ORF/Thomas Ramstorfer

Die Visegrád-Staaten klettern im Alleingang mit einem Seil auf den Berg, Frankreich sucht mit dem Fernglas nach Partnern für den Aufstieg, Großbritannien macht sich mit einem Fallschirm davon: Mit Bergmetaphern wurde in der Sondersendung Gipfeltreffen – Welchen Weg wählt die EU? am Mittwochabend (abrufbar in der ORF TVthek) nicht gespart. Anlässlich des Treffens der 28 EU-Staats- und -Regierungschefs am 20. September in Salzburg beschäftigten sich Roman Rafreider und Lisa Gadenstätter knapp sechzig Minuten mit dem Befinden in der Europäischen Union.

Für den Brexit ließ der ORF Großbritannien symbolisch von einem Bergvorsprung springen.
Foto: ORF

Wiederkehrend präsent: das Logo, das verdächtig an das Schweizer Matterhorn erinnerte. Es sei der Piz Buin, beschwichtigte Rafreider auf Twitter – der ist zumindest an der Grenze Österreichs. Die Sendung war Teil einer kleinen ORF-1-Reform und sollte das Basiswissen für den EU-Gipfel schaffen. Entweder ist das Wissen schon oder die Lust auf Politik gerade nicht da. Die politische Bergsteigerei konnte mit Die Inselärztin. Notfall im Paradies auf ORF 2 nicht mithalten. Die Ärztin auf Mauritius hatte einen Marktanteil von 18 Prozent, Gipfeltreffen bloß sieben.

Format mit Potenzial

Schade irgendwie, denn das Konzept ist ansprechend: Kurze Berichte aus verschiedenen EU-Staaten bildeten den Einstieg, es folgte eine Diskussion. Angenehm dabei: Es diskutieren Experten, keine aktiven Politiker, die ihre Position am lautesten vorbringen wollen. Man verzichtete auf Einspieler, die jedes Gespräch schnell in einen Statement-Fleckerlteppich verwandeln. Wer zusah, lernte: Auf dem Gipfel ist erst die Hälfte des Weges geschafft. Die Quotentalfahrt soll daher nicht demotivieren, mehr von diesem Format zu produzieren. (Nadine Zeiler, 14.9.2018)