Seit kurzem können Interessenten das iPhone XS bei Apple vorbestellen. Ende dieser Woche soll bereits die Auslieferung beginnen. Bei der Keynote am vergangenen Mittwoch haben sich die Vertreter des Konzerns auch redlich bemüht, das Handy der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen.

Besonderes Augenmerk legte man dabei auf die Kamera, die gar eine "neue Ära der Fotografie" einläuten solle. Bei der Vorstellung der Foto- und Videofunktionen hat man sich jedoch teilweise zu weit aus dem Fenster gelehnt. In einer Aufzählung der Kritikpunkte spricht man bei "Techcrunch" auch von "irreführenden" Behauptungen. Eine Auswahl.

Apple widmete dem Kamerasetup des iPhone XS viel Aufmerksamkeit.
Foto: Apple

Wenig "bemerkenswertes" Upgrade

Da wäre etwa die Behauptung, das iPhone XS habe ein "bemerkenswertes neues Kamerasystem". Eine Ansage, die von den offiziellen Spezifikationsangaben nicht untermauert wird. Vergleicht man das neue iPhone mit seinem direkten Vorgänger, so sind diese identisch. Die einzige Ausnahme ist, dass für das XS "Smart HDR" statt "Auto HDR" gelistet wird. Zudem weiß man, dass die Telefoto-Kamera etwas größere Pixel nutzt. Größtenteils dürfte sich am Kamera-Setup aber nichts geändert haben, was einigermaßen "bemerkenswert" wäre.

Gesichtserkennung als alter Hut

Apple gibt auch an, den Bildprozessor der Kamera nun mit dem KI-Prozessor (Neural Engine) zusammenarbeiten zu lassen, was eine "völlig neue" Herangehensweise sei. Auch das ist eine Behauptung, die so nicht stimmt. Die Neural Engine ist vor allem für Gesichtserkennung zuständig, und Kameras, die diese beherrschen, gibt es schon seit Jahren. Auch dass die KI hier mit der restlichen Hardware zusammenarbeit, ist nicht neu. Smartphones, die ebenfalls KI und Kamera kombinieren, haben schon Firmen wie Xiaomi, Huawei und Samsung auf den Markt gebracht.

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Das iPhone XS wird ab 21. September ausgeliefert.
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Bokeh-Änderung ebenfalls nicht neu

Auch dass die Anpassung des Tiefenunschärfe-Effekts (Bokeh) eine bislang ungekannte Neuerung ist, stimmt so nicht. "Keine Art von Kamera konnte das bisher", reklamierte Marketingchef Phil Schiller. Dabei beherrscht etwa das Samsung Galaxy S9 genau das. Auch Google Photos wird gerade damit erweitert. Und wenn man "jede Art von Kamera" zählen kann, hat die Lichtfeldkamera von Lytro sogar ein halbes Jahrzehnt Vorsprung. (red, 18.9.2018)