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Googles Pläne für eine mögliche Rückkehr nach China stoßen intern auf heftige Kritik.

Foto: Reuters

Bei Google arbeitet man an Lösungen, um wieder in China Fuß zu fassen. "Dragonfly" heißt das Projekt zur Umsetzung einer Suchmaschine, die mit der strengen Netzzensur in dem Milliardenstaat konform geht. Seit Bekanntwerden sorgt der Vorstoß für anhaltenden Ärger. Bei Google soll es auch intern brodeln.

Wie Buzzfeed berichtet, haben mittlerweile erste Angestellte gekündigt. Sie werfen ihrer Firma angesichts der Geheimhaltung des China-Projekts vor, zu wenig Transparenz gegenüber den eigenen Mitarbeitern zu zeigen. Drei informierte Quellen bestätigten die Echtheit eines kursierenden Schreibens mit den Namen. Die Liste beinhaltet fast nur Softwareentwickler. Die Ex-Googler waren zwischen einem und elf Jahren beim Konzern.

Öffentliche Kritik von Ex-Mitarbeiter

Einer der Abgänge ist der leitende Wissenschaftler Jack Poulson, der bis August bei Google in Toronto arbeitete. Er erfuhr von "Dragonfly" erst, nachdem es durch einen Bericht von "The Intercept" publik wurde. Zu diesem Zeitpunkt soll Google die zensierte Suche bereits der chinesischen Regierung vorgeführt haben.

Seine Bedenken gegen dieses Unterfangen verlautbarte Poulson intern, als er seine Kündigung einreichte. Nachdem das Management aber weder darauf, noch auf die gemeinsame Kritik von 14 Menschenrechtsorganisationen reagierte, ging er damit an die Öffentlichkeit. Alleine die Entwicklung einer solch zensierten Suche gehe eigentlich schon gegen Googles eigenen Ethik-Kodex, erklärt er.

Angestellte wollen bessere Ethik-Richtlinien

Neben den Kündigungen ließ sich auch ein Mitarbeiter, der an der China-Suche mitarbeiten sollte, versetzen. In den internen Foren von Google sollen mittlerweile tausende Postings zu den Plänen die Seiten füllen. Eine Petition für strengere Ethik-Richtlinien, die etwa eine ethische Evaluierung bestimmter Projekte durch Dritte und mehr Transparenz vorsehen, soll mittlerweile 1.700 Unterschriften haben.

Erste Details zu "Dragonfly" gab man den Mitarbeitern in einem Meeting, von dem ein Unbekannter Informationen live an die Presse weitergab. Konzernchef Sundar Pichai erklärte, dass man nicht vorhabe "in der nahen Zukunft" eine Suchmaschine für China zu starten. Gegenüber Buzzfeed spricht das Unternehmen davon, dass es sich um ein rein experimentelles Unterfangen gehandelt hatte.

Google hatte jahrelang eine Suchmaschine für den chinesischen Markt betrieben. 2010 stellte man den Dienst unter Protest gegen die immer strengere Internetzensur jedoch ein.

Nicht das erste "Geheimprojekt"

Es ist das zweite Mal in diesem Jahr, das man sich schwere Vorwürfe wegen mangelnder Transparent und unethischer Vorhaben von seinen Mitarbeitern gefallen lassen muss. Im März sorgte eine Kooperation mit dem Pentagon rund um Künstliche Intelligenz für Militärdrohnen für Friktionen. Auch das führte zu mehreren Abgängen. Google gab schließlich bekannt, den heuer endenden Vertrag mit dem Pentagon nicht zu verlängern. (red, 14.09.2018)