Eine Fußmassage in Ehren, aber sie bringt die Beziehung zwischen dem Großschriftsteller (August Zirner) und seiner Freundin (Martina Ebm) auch nicht mehr in Schwung.

Foto: Rita Newman

Wien – Hotels sind lukrative Schauplätze für dramatische wie komödiantische Entwicklungen. Von Ödön von Horváths Zur schönen Aussicht bis Thomas Manns Zauberberg, von Ralph Benatzkys Im weißen Rössl bis zu Sofia Coppolas Film Lost in Translation. Solche Beherbergungsbetriebe bringen Menschen zusammen. Darin liegt die Spannung. In Daniel Glattauers Komödie Vier Stern Stunden, am Donnerstag uraufgeführt in den Kammerspielen der Josefstadt, ist es ein sogenanntes Kulturhotel, in dem es bald hart auf hart geht.

Der Schriftsteller Frederic Trömerbusch (August Zirner) ist als Stargast der hoteleigenen "Sternstunden"-Veranstaltungsreihe geladen und soll an der Rampe vor versammelter Gästeschar (Publikum) mit der Journalistin Mariella Brem (Susa Meyer) über seine Werke plaudern. Darauf hat er aber überhaupt keine Lust. Scheinbar angewidert vom eigenen Ruhm und den eigenen Werken läuft das Gespräch aus dem Ruder. Künstler sind eben auch nur Menschen.

Oben im Zimmer dieses von der Patina einer vergangenen Ära eingehüllten ländlichen Sternehotels – Federkerneinzelbetten, Rauchkabinen und Antennenfernsehen (Bühne: Ece Anisoglu) – wartet indessen seine junge Geliebte, die Bloggerin Lisa (Martina Ebm). Sie wird ihm später den Laufpass geben. Der Altersunterschied sei zu groß und die jeweiligen Interessen seien zu unterschiedlich: Weltschmerz und Lifestyle passen einfach nicht zusammen.

Schauerliche Begeisterung

Und noch ein Generationenkonflikt tobt im Haus. Der junge Hotelchef David-Christian Reichenshoffer (Dominic Oley) kann mit der von seinen Eltern geerbten Kulturschiene in Wahrheit nichts anfangen. Obwohl er den Abend mit schauerlicher Begeisterung anmoderiert hat, ist ihm die "Sternstunden"-Reihe nur peinlich. Sie ziele am jungen Publikum vorbei.

Das ist ein überlegenswerter Gedanke des Stücks: Wie hohl ist der Kulturbetrieb? Wer macht für wen Kulturarbeit und wie lange noch? Diese Fragen versanden im Verlauf von neunzig Minuten aber rasch, die Regie stutzt sie gröblich zusammen. Den jungen Hotelchef inszeniert Michael Kreihsl als Banausen im Trachtengewand – ein Klischee unter vielen. Die Kulturjournalistin ist ein Ausbund von Beflissenheit; der Dichterfürst ein aasiger Gockel, der auf sein Publikum pfeift. Zwei Generationen, aber auch zwei Arten von kulturellem Selbstverständnis prallen also aufeinander. Diese Themen werden aber nicht verhandelt, sondern sie zerbröseln auf dem Weg in finale neue Paarfindungen.

Einmal wird es spannend. Daniel Glattauer spielt mit dem provokanten Zeichen einer Burka. Eine verschleierte Urlauberin mit Fotoapparat spricht gebrochenes Deutsch und betrachtet die hier ablaufende Kulturveranstaltung mit Befremden. Wieder ein Klischee, ein beabsichtigtes, das erst später als solches kenntlich wird. Doch die Burka bleibt genauso ein blindes Motiv wie viele im Stück angelegte Fragen. Vier Stern Stunden ist eine schlichte Satire; sie wurde freundlich beklatscht. (Margarete Affenzeller, 14.9.2018)