Der schnellste Mann von Singapur: Lewis Hamilton.

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Singapur – Lewis Hamilton geht von Startplatz eins in den Großen Preis von Singapur am Sonntag (14.10 Uhr MESZ/ORF 1). Der viermalige Weltmeister aus England verwies im Qualifying auf dem Marina Bay Circuit Max Verstappen im Red Bull und seinen WM-Rivalen Sebastian Vettel (Ferrari) auf die Plätze. Neben dem Deutschen steht Valtteri Bottas im zweiten Mercedes in der zweiten Reihe.

Für Hamilton, der die WM-Wertung 30 Punkte vor Vettel anführt, ist es die 79. Pole seiner Karriere und die siebente der Saison. Der Brite war mehr als drei Zehntel schneller als Verstappen, Vettel verlor bereits 0,613 Sekunden.

Magisch

Hamilton lag zudem mehr als drei Sekunden unter der Pole-Zeit des vergangenen Jahres. "Das hat sich magisch angefühlt", schwärmte der Titelverteidiger. "Ich weiß nicht, wo das herkam. Es war wohl die beste Runde, an die ich mich erinnern kann."

Vettel und Ferrari enttäuschten die sehr hohen Erwartungen dagegen auf ganzer Linie. Das vermeintlich schnellste Auto auf dem kniffligen Stadtkurs wurde nicht nur von Mercedes, sondern auch von Red Bull geschlagen. "Das war keine gute Session für uns, wir wollten die Pole", sagte Vettel. "Unser Auto ist gut genug für das Rennen, aber von hinten wird es schwieriger." In der Tat: In zehn Singapur-Rennen gewann bislang sieben Mal der Mann von der Pole Position.

Hamilton bietet sich nun unerwartet die große Chance, den Vorsprung von bereits 30 Punkten auf Vettel weiter auszubauen, dem gerade auf der vermeintlichen Ferrari-Strecke ein Rückschlag mit richtungweisendem Charakter droht – noch sechs Rennen sind nach Singapur zu absolvieren.

Das Wochenende hatte schon mit einem Dämpfer für Vettel begonnen. Am Freitag beschädigte er sein Auto, als er die Leitplanke mit dem Hinterrad touchierte und verpasste damit einen großen Teil der zweiten Session. Im dritten Training am Samstag fand der er dann zunächst sein Tempo, durch die mit Abstand schnellste Runde des Wochenendes ging er als Favorit in den Kampf um die Pole.

Und im ersten Abschnitt musste auch zunächst Hamilton zittern. Anders als die Konkurrenz schickte Mercedes seine Fahrer nicht auf den weicheren Hypersoft-Reifen auf die Strecke, sie sollten es auf den Ultrasofts ins Q2 schaffen.

Reifenpoker

Das wurde schwieriger als erwartet. Hamilton brachte es nur auf eine nicht zufriedenstellende Zeit, konnte aber nicht mehr nachlegen. "Die Reifen sind am Ende", funkte er, rutschte auf den 14. Rang ab – und überstand den ersten Abschnitt nur recht knapp.

Im Q2 wurde es dann für Vettel brenzlig. Nun versuchte es Ferrari erfolglos mit den langsameren Ultrasofts, der Deutsche wechselte auf die schnelleren Reifen – und hatte auf seiner letzten schnellen Runde viel Verkehr, der ihn beinahe ausgebremst hätte. Nur als Sechster ging Vettel in den Schlussabschnitt, wo dann Hamilton seinen großen Auftritt hinlegte.

Verstappen beinahe Rekordmann

Noch vor Vettel sorgte Verstappen für eine Überraschung und glückliche Gesichter im Red-Bull-Team. Der Niederländer wäre um ein Haar der jüngste Pole-Pilot in der Formel-1-Geschichte geworden.

Dabei hatte Red Bull vor dem Qualifying bei Motorenlieferant Renault noch über Leistungsprobleme geklagt. "Der Motor führt ein gewisses Eigenleben. Er setzt aus, wenn er nicht soll", sagte Motorsport-Berater Helmut Marko. Daniel Ricciardo musste sich schließlich auch mit Rang sechs zufriedengeben.

Auf alle Piloten wartet in jedem Fall eine Tortur. Temperaturen bis zu 30 Grad auch noch am Abend und über 70 Prozent Luftfeuchtigkeit machen das Rennen zum Sauna-Grand Prix. Im Cockpit herrschen sogar über 50 Grad. Dazu noch eine enge Strecke, die keine Fehler verzeiht. "Es ist das anstrengendste Rennen", sagte Hamilton. (sid, red – 15.9. 2018)