Chemnitz/Berlin – In Chemnitz hat die Polizei Mitglieder einer selbsternannten "Bürgerwehr" festgenommen. Die mindestens 15-köpfige Gruppe zog nach der Demonstration der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz am Freitagabend auf die Schlossteichinsel der Stadt, wo sie einen Iraner verletzte und ihn sowie weitere Anwesende fremdenfeindlich beleidigte. Gegen sechs Männer der Gruppe wurde Haftbefehl erlassen.

Den Männern im Alter zwischen 15 und 33 Jahren wird Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der 26-jährige Iraner wurde mit einem Gegenstand am Kopf verletzt, er erlitt eine Platzwunde, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Proteste nach Tod eines Deutsch-Kubaners

Am Freitagabend hatten nach einem Aufruf von Pro Chemnitz rund 3500 Menschen demonstriert. In der Stadt war Ende August ein junger Deutsch-Kubanern erstochen worden. Die Tatverdächtigen stammen mutmaßlich aus Syrien und dem Irak. Das Tötungsdelikt zog zahlreiche Demonstrationen auch rechter Gruppen in der Stadt nach sich, die teilweise in Gewalttätigkeiten mündeten.

Im Anschluss an die Demonstration vom Freitagabend begab sich eine Gruppe von mindestens 15 Menschen auf die Schlossteichinsel in Chemnitz, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Dort wollten die Männer, die sich als "Bürgerwehr" ausgaben, zunächst von jungen Deutschen, die auf der Insel einen Geburtstag feierten, die Ausweise kontrollieren. Die jungen Leute brachen aufgrund der bedrohlichen Situation die Feier ab und alarmierten die Polizei.

Haftbefehle

Die "Bürgerwehr"-Gruppe ging daraufhin zu einer weiteren auf der Schlossteichinsel sitzenden Gruppe, die aus sieben Menschen verschiedener Nationalitäten bestand. Dabei fielen zunächst fremdenfeindliche Äußerungen, dann wurde der Iraner angegriffen.

Die Polizei nahm die 15-köpfige Gruppe in Gewahrsam. Neun von ihnen kamen zunächst wieder auf freien Fuß. Sechs Tatverdächtige im Alter von 27 bis 33 Jahren wurden auf Antrag der Chemnitzer Staatsanwaltschaft am Samstag am Amtsgericht vorgeführt, wo Haftbefehle erlassen wurden. Diese werden nach Angaben der Staatsanwaltschaft bis Mittwoch aufrechterhalten, bis dahin seien die Hauptverhandlungen gegen sie am Chemnitzer Amtsgericht angedacht. (APA, 16.9.2018)