Stellen Sie sich vor, drei Unternehmen, eines in Asien, eines in Europa und eines in den USA, einigen sich auf einen neuen Standard und bringen ein neues Gerät in sehr hoher Stückzahl – und daher preisgünstig – auf den Markt, einen einfach gestylten Vielzweck-Generator namens HPPS: Human Powered Power Station. Dieses "Gadget" kann mit allen Trainingsgeräten verbunden werden, künftige Trainingsgeräte werden das preisgünstige und leistungsfähige Modul bereits mitliefern – das Ganze ergibt ein muskelgetriebenes Mini-Kraftwerk.

Die HPPS ist etwa so groß wie ein Kilo Brot in viereckiger Form, außen sind eine Achse und elektrische Anschlüsse zu sehen. Innen befindet sich ein Generator, der jede Drehung an der Achse in elektrische Energie umwandelt. Diese Funktion ist in vielen Elektro-Fahrrädern bereits eingebaut. Wenn das Gerät an einen Ergometer, an eine Rudermaschine, einen Stepper oder ein anderes Trainingsgerät angeschlossen wird, wird die beim Training geleistete Arbeit in Form von elektrischem Strom in einem Akku gespeichert. Den Widerstand stellt man auf den für das Training optimalen Wert ein, höherer Widerstand erzeugt mehr Strom. Mit dem gespeicherten Strom können in der Folge andere Akkus im Haushalt aufgeladen werden, vom Smartphone bis zu aufladbaren Knopfzellen, das wäre vermutlich die häufigste Nutzung des hauseigenen Mini-Kraftwerkes.

Energie, die beim Training entsteht, könnte genutzt werden.
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Training mit Energie

Findige Köpfe könnten es möglich machen, die HPPS, falls das jemand möchte, mit einem Adapter an das öffentliche Stromnetz anzuschließen und überschüssige gespeicherte Energie automatisch hochzuladen. Diese Energiemenge wird natürlich bezahlt, zum Beispiel in Form eines Abzugs von der Stromrechnung. Ein kleiner Zuverdienst entsteht, besonders für Menschen die gerne viel trainieren. Noch mehr gilt das (in Zukunft) für Fitness-Studios, die eine Sammelfunktion erfüllen. Mit den heute möglichen Messungen und Auswertungen ist bei jeder noch so kleinen Anwendung eine präzise Abrechnung möglich – wenn man denn will.

Kraftwerke einsparen

Wie viele Kraftwerke könnten so weltweit eingespart werden? Samt der beeindruckenden Schadstoffe, die sie in die Luft blasen? Ich komme in einer Überschlagsrechnung auf die Energie von mehreren größeren Kraftwerken in Österreich, wenn ein Prozent der Menschen in der Woche eine Stunde lang bei 100 Watt trainieren, das entspricht der Leistung bei "leichtem Ausdauerlauf".

Foto: APA/dpa/Julian Stratenschulte

Im Haushalt könnte man so ein wenig Geld sparen, finanziell nicht gar viel, aber gleichzeitig Gesundheit, Umwelt und Bewusstsein fördernd. Diese Triebfedern haben schon viele animiert, mit Heizung und Warmwasser zu experimentieren. Vermutlich gibt es auch schon Pioniere bei der Speicherung von Strom, in Österreich, dem einstigen Grün-Vorreiterland. Ob sich hier eine Gemeinde findet, die das HPPS-Modell in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen und einer Hochschule oder Universität testen möchte? Samt europaweiter Werbewirkung?

Noch ein Ausblick: sobald es eine handliche HPPS gibt, werden neue Anwendungen entstehen, mittels derer eine leichte Bewegung (meiner Überzeugung nach die gesündeste Variante) noch einfacher in den Alltag eingebaut werden kann. Denkbar wären lautlose "Ergositze" fürs Fernsehen und am Arbeitsplatz. Oder ein stabiles Wasserfahrrad, auf dem man, sanft schaukelnd und in angenehmer Umgebung langsam dahingleitend, abwechselnd auch die Arme und Beine trainieren kann, alleine oder zu zweit, oder mit der ganzen Familie, modular angepasst. (Rudolf Schwarz, 4.10.2018)

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