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Proteste in Barcelona

Foto: AP/Cole

Barcelona/Madrid – Wenige Woche vor dem ersten Jahrestag des illegalen Unabhängigkeitsreferendums spitzt sich in Katalonien die Spannung zwischen Befürwortern und Gegnern der Loslösung von Spanien zu. Am Sonntag konnte die katalanische Regionalpolizei Mosso d'Esquadra in Barcelona nur knapp Zusammenstöße zwischen beiden Lagern verhindern.

Am Sonntagvormittag protestierten Tausende Menschen in den Straßen der Mittelmeermetropole gegen den Missbrauch der Sprache durch die Separatisten. Konkret richtete sich die Kritik gegen die separatistische Regionalregierung, welche dem Katalanischen nicht nur Priorität als Amtssprache gäbe, sondern das Spanische in den katalanischen Schulen auch zu einer Art Fremdsprache degradiere, der genauso viele Unterrichtsstunden wie dem Englisch gewidmet wird.

"Wir sprechen Spanisch"

Eigentlich sollte es gegen Mittag eine Abschlussveranstaltung auf der Plaza Sant Jaume geben. Doch die sogenannten "Komitees zur Verteidigung der Republik" mobilisierten sich spontan über soziale Netzwerke, um schnell den Platz und die für die Abschlusskundgebung der Unabhängigkeitsgegner vorbereitete Bühne zu besetzen. Bereits in den frühen Morgenstunden schlugen erste separatistische Gruppen sogar Zelte auf dem Platz auf.

Die Regionalpolizei befürchtete gewaltsame Zusammenstöße zwischen den beiden Gruppen. Kurz bevor der Protestmarsch die Plaza de Sant Jaume erreichte, konnte die Polizei die Veranstalter der Gruppe "Wir sprechen Spanisch" allerdings davon überzeugen, die Route und den Ort der Abschlussveranstaltung zu ändern. Unterdessen befürchten Polizei und die spanische Zentralregierung, dass die sozialen Spannungen in Katalonien mit dem Näherkommen des ersten Jahrestags des Unabhängigkeitsreferendums noch zunehmen könnten.

Am 1. Oktober ließ die separatistische Regionalregierung trotz des Verbots des Verfassungsgerichts ein Referendum über eine mögliche Loslösung der wirtschaftsstarken Region von Spanien abhalten. 90 Prozent stimmten damals dafür. Doch nahmen nur knapp 42 Prozent der Wahlberechtigten überhaupt teil. Als der damalige Regionalpräsident Carles Puigdemont anschließend die Bildung einer unabhängigen katalanischen Republik verkündigte, setzte Spaniens damaliger Regierungschef Mariano Rajoy die katalanische Regionalregierung ab und die Region unter Zwangsverwaltung. Zahlreiche ehemalige Mitglieder der Regionalregierung sitzen immer noch unter dem Vorwurf der Rebellion in Untersuchungshaft.

Andere wie Ex-Regierungschef Carles Puigdemont befinden sich auf der Flucht vor der spanischen Justiz im Ausland im Exil. So nutzten auch die "Komitees zur Verteidigung der Republik" am Sonntag die Bühne auf der Plaza de Sant Jaume, um erneut für die sofortige Freilassung der "politischen Gefangenen" zu protestieren. Für die kommenden zwei Wochen sind verschiedene Protestaktionen der Unabhängigkeitsbefürworter vorgesehen. (APA, 16.9.2018)