Gaza/Jerusalem – Ein palästinensischer Teenager hat im Westjordanland einen bekannten israelischen Siedler-Aktivisten erstochen. Nach Behördenangaben stach der 17-Jährige am Sonntag am Eingang zu einem Einkaufszentrum in Gush Etzion südlich von Jerusalem auf sein Opfer ein, bevor er von einem Passanten mit einem Schuss verletzt und gestoppt wurde.

Bei dem Angreifer handelte es sich nach Angaben palästinensischer Sicherheitskreise um einen 17-Jährigen aus dem Dorf Yatta im Westjordanland. Er sei durch den Schuss nur leicht verletzt worden, sagte der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld.

"Überzeugter Verteidiger Israels"

Der getötete Aktivist Ari Fuld (45) äußerte sich regelmäßig im Fernsehen. Der vierfache Vater lebte in der jüdischen Siedlung Efrat. Fuld betrieb eine Seite beim Onlinenetzwerk Facebook mit Namen "Israel Defense Page". Im Fernsehen vertrat er Hardliner-Positionen. So sagte er etwa jüngst während eines Marsches rechtsgerichteter Israelis durch die von Israel annektierte Ostteil Jerusalems anlässlich des 50. Jahrestages der Kontrollübernahme im Sechs-Tage-Krieg (1967): "Heute feiern wir die Vereinigung Jerusalems."

Fuld besaß auch die US-Staatsbürgerschaft. US-Botschafter David Friedman erklärte bei Twitter, dass "Amerika trauert", weil einer seiner Bürger "von einem palästinensischen Terroristen brutal ermordet" worden sei. Fuld sei ein "überzeugter Verteidiger Israels" und ein "amerikanischer Patriot" gewesen.

Im Gazastreifen starb unterdessen ein palästinensischer Jugendlicher, der Anfang August bei Protesten an der Grenze zu Israel von israelischen Soldaten angeschossen worden war. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums war der 16-Jährige am 3. August nahe Khan Yunis verletzt worden. Damit stieg die Zahl der seit Ende März an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel getöteten Palästinenser auf 180.

Hunderte Palästinenser nahmen am Samstag am Begräbnis eines zwölfjährigen Jugendlichen teil, der am Vortag bei Protesten an der Grenze getötet worden war. Nach Angaben eines Freundes war der Bub von einer Tränengasgranate tödlich getroffen worden. Die israelische Armee äußerte dagegen am Sonntag Zweifel und erklärte, es gebe Hinweise, wonach das Kind durch von Demonstranten geworfene Steine getroffen wurde.

Seit Ende März gibt es an der Grenze des Gazastreifens zu Israel immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee. Israel beruft sich bei seinem Vorgehen gegen die Proteste auf sein Recht auf Selbstverteidigung und die Abwehr illegaler Grenzübertritte. (APA, 16.9.2018)