Bernhard Lienbacher schleift einen Getränkekühler. Sieht wie Bastelei aus, soll aber die Zukunft der Verpackungsbranche werden.

Foto: Thomas Neuhold

Die Idee ist bestechend einfach: Baumrinde schützt die saftführende Schicht vor Hitze und Frost. Die Rinde isoliert nicht nur, sie wehrt auch schädliche Umwelteinflüsse ab und bewahrt den Baum vor Verletzungen. Warum soll man dieses Prinzip nicht auch industriell einsetzen? Noch dazu wenn der nachwachsende Rohstoff im Überfluss vorhanden ist? Jahr für Jahr fallen allein in Österreich rund 1,6 Millionen Kubikmeter Rinde als Abfallprodukt in der Holzindustrie an.

Die zwei Tennengauer Absolventen des Holztechnikums in Kuchl Bernhard Lienbacher und Marco-Claudius Morandini gingen daran, mit dem Werkstoff Rinde zu experimentieren. Sie entwickelten ein Verfahren, mit dem der Rindenmulch zu einem festen, verarbeitbaren Werkstoff gemacht werden kann.

Der Vorgang klingt relativ einfach: Die getrocknete Rinde wird gehäckselt, gesiebt und in einer Mischmaschine mit einem industriellen Bindemittel versetzt. Dann kommt die Masse in eine selbstkonstruierte Presse, am Ende kommen röhrenförmige Rohlinge aus Rinde heraus.

"Fast ein reines Naturprodukt", sagen Lienbacher und Morandini. Der Kleberanteil betrage höchstens zwei, drei Prozent. Am besten habe sich übrigens Lärche geeignet. Die Lärchenrinde habe eine sehr hohe Korkzellenanzahl, was für die Stabilität des Produktes wichtig sei.

Ökonomisches Potenzial

Seit einigen Monaten produzieren Lienbacher und Morandini nun in einem kleinen Keller in Puch bei Hallein aus der Rinde rund 1000 Getränkekühler für Wein und Bier pro Monat. Zu den Kunden gehören Skihütten, aber auch renommierte Firmen wie beispielsweise die Stiegl-Brauerei in Salzburg.

Das Material hat auch ökonomisch enormes Potenzial. Derzeit kostet ein Kubikmeter Rindenmulch etwa 60 bis 80 Euro. Nach der Verarbeitung zu Getränkekühlern kommt der Kubikmeter schon auf satte 4000 Euro.

Die Verkaufserlöse werden sofort wieder in das kleine Start-up-Unternehmen Barkinsulation und in die Materialentwicklung reinvestiert. Denn für Lienbacher und Morandini sind die Getränkekühler letztlich nur ein Produkt, mit dem sie zeigen wollen, "was Rinde kann".

Mittelfristig wollen die zwei in die Verpackungsbranche einsteigen. Sie sind auf der Suche nach einem wirtschaftlichen Partner. Mit Rinde können Produkte für den Onlinehandel druck- und stoßfest verpackt werden. Geht es um Lebensmittel, könne Rinde auch gut isolieren. So könnte jede Menge Plastik und Styropor, also letztlich Erdöl, ersetzt werden.
(Thomas Neuhold, 17.9.2018)