Theresa May glaubt, sich mit ihren Vorschlägen durchsetzen zu können.

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London – Die britische Premierministerin Theresa May kämpft mit der Warnung vor einem unkontrollierten Brexit um ihr Amt. "Es ist entweder mein Deal oder kein Deal", sagte May am Montag in einem BBC-Interview in Richtung ihrer Kritiker. Medienberichten zufolge diskutieren die Brexiteers derzeit, wie sie May stürzen könnten, weil sie einen klareren Schnitt in den Beziehungen mit Brüssel wollen.

"Ich glaube, die Alternative dazu wäre, keinen Deal zu haben", sagte May auf die Frage, was passieren würde, denn das Parlament ihren Vorschlag ablehne. May wünscht, dass Großbritannien weiterhin in einer Freihandelszone mit der EU bleibt, doch müsste London dafür auch weiterhin, aber ohne Mitspracherecht, die als "bürokratisch" kritisierten EU-Rechtsvorschriften einhalten.

Johnson legt nach

Ex-Außenminister Boris Johnson verschärfte in einem Gastbeitrag für den "Daily Telegraph" vom Montag seine Kritik an diesem Plan. "Es ist das erste Mal seit (der Landung der Normannen in Hastings im Jahr) 1066, dass sich unsere Politiker willentlich fremder Herrschaft fügen", schrieb er.

Auch Umweltminister Michael Gove ging auf Distanz zur Regierungschefin. Ihr Plan sei "derzeit" der richtige, doch könnte ihr Nachfolger die Beziehungen zwischen London und Brüssel ändern, sagte Gove, der May bisher als letzter prominenter Brexiteer die Stange gehalten hatte.

IWF warnt

Der Internationale Währungsform (IWF) hat eine Verständigung auf einen Brexit-Deal zwischen Großbritannien und der EU dringend angemahnt. Sollte eine Einigung nicht gelingen, dürften die britische Wirtschaft an Fahrt verlieren, das Pfund fallen und das Staatsdefizit steigen, sagte IWF-Chef Christine Lagarde am Montag in London. Im Fall eines Deals werde das Bruttoinlandsprodukt laut IWF-Berechnungen in diesem und im nächsten Jahr um rund 1,5 Prozent zulegen. "Ein ungeordneter Abschied würde zu einem viel schlechteren Ergebnis führen."

Großbritannien will zum 29. März 2019 aus der EU austreten. Die Verhandlungen über die Scheidungsdetails sind allerdings zuletzt in Stocken geraten. Der britische Finanzminister Philip Hammond äußerte sich zuversichtlich, dass ein Deal im Herbst gelingen werde. Ein Scheitern sei aber nicht unmöglich.

Vor allem der Status der Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland ist umstritten. In Großbritannien wurden zuletzt Warnungen vor den Folgen eines Brexit ohne Abkommen mit der EU laut. Davor fürchtet sich insbesondere die Wirtschaft auf der Insel. (APA, Reuters, 17.9.2018)