Die Austria bleibt im Allianz Stadion auch im fünften Derby weiter ungeschlagen.

Foto: APA/HERBERT P. OCZERET

Auf dem Platz wurde nicht nur Fußball gespielt.

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Austria-Coach Letsch sah einen "verdienten Sieg" seines Teams.

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Wien – Wiener Derbys im Allianz-Stadion scheinen immer nach einem ähnlichen Muster abzulaufen. Zwischen den Spielern kochen die Emotionen hoch, grün-weiße Fans sorgen für unrühmliche Szenen, und Rapid gewinnt nicht – so geschehen auch am Sonntag beim 1:0-Erfolg der Austria.

Die Bilanz der Hütteldorfer gegen den Erzrivalen in der neuen Arena steht bei drei Niederlagen und zwei Unentschieden. Dass die Negativserie bestehen blieb, hatte sich Rapid zu einem guten Teil selbst zuzuschreiben, immerhin wurden in der ersten Hälfte einige Hochkaräter vernebelt. Diese Chancen hätten laut Trainer Goran Djuricin für zwei Siege gereicht.

Am Ende setzte es eine Niederlage, die es im Westen Wiens brodeln lässt. Das anstehende Rapid-Programm hat es in sich: Innerhalb von 15 Tagen geht es gegen Spartak Moskau (Europa League), Red Bull Salzburg (Liga), Mattersburg (Cup), St. Pölten (Liga) und die Glasgow Rangers (Europa League). Es besteht die Gelegenheit zur Trendwende, allerdings auch die Gefahr eines weiteren Absackens, was den Fanzorn noch einmal steigern würde.

Ausschreitungen und Rudelbildungen

Der ist ohnehin schon groß genug, wie die Szenen rund 15 Minuten nach dem Abpfiff bewiesen. Etwa 30 teilweise vermummte Rapid-Anhänger bauten sich vor der Austria-Tribüne auf und lieferten sich Scharmützel mit den Veilchen-Fans, erst nach einigen Minuten beruhigte sich die Lage durch das Eingreifen der Exekutive, bis dahin musste sich eine Reihe Ordner zur Wehr setzen.

JungsAusFavoriten

Die Polizei berichtete am Sonntagabend zudem von Vorfällen außerhalb des Stadions, wo feiernde Austria-Anhänger geschützt werden mussten, und von zwei schwerverletzten Beamten. Polizeisprecher Paul Eidenberger zufolge wurden zwei Personen festgenommen. In einem Fall ging es um strafrechtlich Relevantes, im anderen um Verwaltungsrechtliches. Auch so mancher Rapid-Profi fiel durch Fehlverhalten auf – zum Beispiel Ersatzgoalie Tobias Knoflach, der aufgrund dessen angeblicher Provokationen gegenüber Rapid-Fans nach dem Schlusspfiff auf Austria-Schlussmann Patrick Pentz losstürmte und ihm "nicht so schöne Sachen" (Pentz) mitteilte.

Als "peinlich" bezeichnete der 21-Jährige das Verhalten von Knoflach, der schon während des Spiels von der Ersatzbank aus Gelb gesehen hatte. Schiedsrichter Julian Weinberger, der schon davor bei einigen Rudelbildungen alle Hände voll zu tun hatte, zeigte dem Rapid-Keeper für seine Aktion nach dem Ende der Partie allerdings nicht Gelb-Rot. Auch auf eine Anzeige verzichtete er, daher droht Knoflach wohl keine Sperre.

"Der Glücklichere hat gewonnen."

Für Djuricin dürfte das kein wirklicher Trost sein. Der Block West rief im Anschluss an das Match wieder lautstark nach der Ablöse des Trainers, für den es zu allem Überfluss noch Hohn des Austria-Anhangs gab. Auf einem Transparent im violetten Sektor wurde die sofortige Vertragsverlängerung Djuricins gefordert.

Dieser betrieb unterdessen Ursachenforschung, wie die Partie überhaupt verloren gehen konnte. "Im Fußball kommt es vor, dass der unterlegene Gegner gewinnt, und das war heute so. Der Glücklichere hat gewonnen."

Austria sieht sich als verdienten Sieger

Austria-Coach Thomas Letsch widersprach dieser Ansicht. "Am Ende war es, glaube ich, ein verdienter Sieg." Von der besten Austria-Leistung in seiner Amtszeit wollte der Nachfolger von Thorsten Fink nicht sprechen. "Aber es war eine sehr gute, vor allem was Willen, Leidenschaft und Kampf anbelangt."

Auch Torschütze Alexander Grünwald hielt den Erfolg aufgrund der zweiten Hälfte für gerechtfertigt und freute sich über die positive Bilanz im Allianz-Stadion. "Die negative Stimmung beflügelt uns scheinbar." Laut Kevin Friesenbichler dominierten die Veilchen schon vor dem Seitenwechsel. "Die Rapid-Chancen sind nur durch Eigenfehler entstanden. Wir hätten das Ergebnis sogar noch höher gestalten können."

Djuricin: "Bin verantwortlich für die Niederlage"

Durch den Sieg verbesserte sich die Austria auf Rang vier und kann sich mit einer großen Portion Selbstvertrauen auf das Heimspiel am Sonntag gegen den zweitplatzierten LASK vorbereiten. Rapid hingegen rutschte auf Platz sieben ab und wäre damit nach derzeitigem Stand nicht in der Meistergruppe.

Weiter geht es für die Grün-Weißen schon am Donnerstag vor eigenem Publikum in der Europa League gegen Spartak Moskau. "Jetzt müssen wir schauen, dass wir die vielen positiven Dinge, die wir heute gezeigt haben, auch gegen Spartak zeigen", meinte Djuricin. "Wenn wir nicht viele Chancen hätten, müsste ich mich mehr als hinterfragen. Aber natürlich, ich bin verantwortlich für die Niederlage." (APA, 17.9.2018)