Nach dem Daviscup kämpft Dominic Thiem um die Teilnahme an den ATP-Finals in London.

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Graz/Wien – Nach dem Viertelfinal-Thriller bei den US Open gegen Rafael Nadal hat Dominic Thiem mit der ÖTV-Mannschaft erstmals in seiner Daviscup-Karriere die Weltgruppe erreicht. Der 3:1-Erfolg in Graz über den 28-fachen Champion Australien hat ihm und seinen Teamkollegen Dennis Novak, Oliver Marach, Jürgen und Gerald Melzer Motivation für den Rest der Saison gegeben.

"Ich spüre den positiven Effekt, den die US Open auf mich gemacht haben und werde alles geben, dass das so lange wie möglich anhaltet", hatte Thiem schon nach seinem Freitag-Sieg über Jordan Thompson gemeint. Denn trotz der knappen Niederlage gegen Nadal war Thiem erhobenen Hauptes aus New York abgereist. "Davor haben die US Open zweimal mit einem schweren Nackenschlag geendet. Einmal mit der Knieverletzung, die mich dann bis weit danach begleitet hat, letztes Jahr diese (nach Matchbällen verlorene, Anm.) Partie gegen Del Potro."

Kampf um dritte Masters-Teilnahme in Folge

Für den French-Open-Finalisten macht dies einen großen Unterschied aus. Nach seinem achten Einzel-Sieg im Daviscup konnte Thiem mit gestärktem Selbstvertrauen nach St. Petersburg zum Auftakt seiner "Herbstoffensive" starten. Für ihn geht es nun um die dritte Masters-Qualifikation in Folge. "Ich muss noch gut spielen am Ende vom Jahr, damit ich hoffentlich noch nach London komme – deshalb war der Sieg sehr wichtig", gestand Thiem nach dem letztlich knappen Viersatzerfolg am Sonntag über Alex de Minaur. "Jetzt haben wir alle noch einmal ein Erfolgserlebnis draufgesetzt, was wunderschön ist."

Thiem ist mit 3.365 Punkten aktuell Achter im "Race to London", wo vom 11. bis 18. November in der O2-Arena der große Showdown bei den ATP-Finals in Szene geht. Er liegt exakt 1.000 Zähler hinter dem Fünften Alexander Zverev, hinter ihm lauern vor allem John Isner (2.930) und Kei Nishikori (2.475). "Ich habe dieses Jahr bestimmt die schwierigste Ausgangsposition der letzten Jahre, um mich für das Masters zu qualifizieren. Deshalb schaue ich halt, dass ich die positive Stimmung in jedes einzelne Turnier mitnehme."

Thiem topmotiviert für neuen Daviscup

Positive Stimmung haben Thiem und Co in den vergangenen drei Tagen in Graz zur Genüge gesammelt. In Summe fast 18.000 Fans peitschen die Österreicher zur Rückkehr in die Daviscup-Weltgruppe. Für Thiem, Novak und Gerald Melzer eine Premiere – Jürgen Melzer, Marach und der aktuell verletzte Alex Peya haben diesbezüglich schon viel Erfahrung.

Nach dem Commitment, das Thiem noch am Sonntag für den Daviscup 2019 abgegeben hat ("Ich bin topmotiviert"), darf der ÖTV mit dem Weltstar in der obersten Liga rechnen. Nach seinem sechsten Länderkampf hält Thiem bei 8:3 Siegen im Einzel und 1:2 im Doppel. Ob er auch in diesem Traditionsbewerb in die Fußstapfen von Thomas Muster und Jürgen Melzer treten werde und bald "Mister Daviscup" genannt werden könne? "Noch nicht, ich bin noch weit entfernt von den beiden. Ich hoffe, dass ich mir den Namen in Zukunft noch erarbeite."

Zunächst liegt für Thiem in Sachen Daviscup aber der Fokus auf 2019. "Ich glaube, dass das was ganz Besonderes sein wird. Das ist es auch für mich und uns alle, weil wir die Chance kriegen, da das erste Mal beim neuen Bewerb dabei zu sein." Neu insofern, weil es nach der Qualifikationsrunde um die Teilnahme beim neu geschaffenen Finalturnier der besten 18 Nationen im Herbst geht.

Fast gesamtes Team flog am Montag zu Turniereinsätzen

Zum Feiern blieb für die Truppe von Kapitän Stefan Koubek nicht viel Zeit. Am Montag trafen sich fast alle Teammitglieder schon wieder auf dem Wiener Flughafen, wo es für Dennis Novak nach Sibiu in Rumänien und Marach / Jürgen Melzer nach Metz ging. "Wir hätten alle gern gefeiert und wären gerne 'aufsteirern' gegangen", meinte Thiem lachend. So beschloss ein Abendessen bei einem Asiaten das Daviscup-Erlebnis Graz.

"Ich fliege nach St. Petersburg, dann hab ich eineinhalb Wochen Zeit zum Training zu Hause. Dann geht es nach Asien, danach ist eh schon Wien, Paris und es geht Schlag auf Schlag. Das ist auch sehr wichtig für mich, weil ich doch einige Punkte brauche, damit ich mich für London qualifiziere." In St. Petersburg trifft Thiem als Topgesetzter am Donnerstag im Achtelfinale auf den Deutschen Jan-Lennard Struff.

Einen Abstecher zum WTA-Turnier nach Linz, wo seine Freundin Kristina Mladenovic im Einsatz sein wird, wünscht er sich eher nicht, weil er zu diesem Zeitpunkt noch in Schanghai im Einsatz sein will. "Aber wenn es in Schanghai nicht gut läuft, werde ich schon vorbeischauen." (APA, 17.9.2018)