Es gibt Millionen von Namen für die Pflanzen und Tiere der Erde – wesentlich mehr, als es bekannte Arten gibt. Denn es existieren viele Spezies mit mehreren Bezeichnungen, manchmal laufen aber auch verschiedene Arten unter demselben Namen. Forscher haben nun eine Lösung für das Namenschaos vorgeschlagen, nach Vorbild des "World Register of Marine Species" (WoRMS).

Als besonders drastisches Beispiel für die Namensverwirrung bei den Arten nennt Andreas Kroh vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien die 1872 an der Küste Venedigs entdeckte Kleine Strandschnecke (Littorina saxatilis): "Das Tier taucht mit über 100 unterschiedlichen Namen und Namenskombinationen in der Literatur auf", so der Wissenschafter, der die weite Verbreitung sowie große Vielfalt an Farben und Formen der Schnecke als Gründe für die Namensfülle nennt.

Das Namenschaos ist aber nicht nur ein Spezialthema für Experten: Es verursacht auch Probleme, etwa wenn es um Arten geht, die als Nahrungsmittel genutzt werden, die Krankheitserreger oder Schädlinge sind, oder wenn es sich um schützenswerte bzw. invasive Arten handelt.

Ungültige Namen abschaffen

Im Fachjournal "Trends in Ecology and Evolution" schlägt ein Forscherteam, dem auch Kroh angehört, nun eine zentrale Datenbank vor, mit der in internationaler Zusammenarbeit ein globales Inventar zur Klassifizierung aller Arten der Erde geschaffen werden soll. Mit Hilfe eines solchen von Experten betreuten, ständig aktuell gehaltenen Systems könnte man die Hunderttausenden ungültigen und veralteten Namen in den Griff bekommen, meinen die Wissenschafter.

Vorbild dafür könnte das 2007 gestartete, umfassende Register aller marinen Arten der Welt WoRMS sein. Rund 500 Experten aus 41 Ländern arbeiten ehrenamtlich als Editoren an dieser zentralen, permanent aktualisierten Online-Datenbank, in der eine halbe Million Namen erfasst sind, die rund 240.000 verschiedene Arten bezeichnen. Die verantwortlichen Editoren für die jeweilige Art – die Teilnahme erfolgt nach Einladung und ist prestigeträchtig – sind in den jeweiligen Datenbankeinträgen ersichtlich und können bei Fragen rasch und unkompliziert kontaktiert werden. (red, APA, 17.9.2018)