"Rusalka" am Stadttheater Klagenfurt.

Foto: Karlheinz Fessl

Nymphen sind nachtaktive Wassergeister. Sie spielen mit den Wellen, tanzen im Mondlicht, schäkern mit dem Wassermann, erfreuen sich ewiger Jugend und wissen nur vom Hörensagen, was Liebe unter der Sonne ist. Antonín Dvoráks Nymphe Rusalka will sie am eigenen Leib erfahren, nimmt dafür die Sterblichkeit in Kauf und opfert ihre Stimme. So weit das Märchen. Der Rest ist ein Trauerspiel.

Am Stadttheater Klagenfurt zerplatzt Rusalkas Traum, die Reinheit der Seele genüge, um auf Erden Frieden und Liebesglück zu finden, wie eine Seifenblase. Leider teilen Nymphen mit Fischen das Los, Kaltblütler zu sein. Aber vor allem: Leider erstarrt das Brautkleid zur Schaumrolle, weil der Prinz ein ganz gewöhnlicher Mann ist, der bei erster Gelegenheit der Verlockung einer feurigen Fürstin erliegt.

Gelungene Inszenierung

Dvorák komponierte seine erfolgreichste Oper Ende des 19. Jahrhunderts. Damals erschienen Malern wie Dante Gabriel Rossetti die Gewässer umso schöner, je mehr blassgliedrige Nixen und Frauenleichen sich darin tummelten. In ein Museum dieser Zeit verlegt Eva-Maria Höckmayr ihre gelungene Inszenierung. Dort steigen die gemalten Figuren aus den Bildern und beginnen zu leben. Das Konzept geht umso mehr auf, als sich sowohl Rusalka als auch der Prinz in dem, was sie für Liebe halten, bis zum bitteren Ende wortwörtlich an Bilder klammern, statt neugierig darauf zu werden, wie sie wirklich sind.

Das "weiße Reh", das der Prinz in Rusalka sieht, wird von der Südafrikanerin Pumeza Matshikiza berührend innig verkörpert; mühelos und mit großer Natürlichkeit deutet sie die im Detail durchaus komplexe und raffinierte Partitur. Revolutionär ist das spättonale Werk nicht. Aber es bereichert in seiner Einfühlung in die Prager Spielart der slawischen Tradition die Opernliteratur um eine eigene Farbe.

Hochmotivierte Musiker

Die leuchtet aus dieser Inszenierung mustergültig auch aus dem sonoren Bass Martin Snells als Wassermann, aus dem Tenor des glänzend disponierten Robert Watson als Prinz oder – der stimmlich komplett überzeugenden restlichen Besetzung. Bleibt noch der neue Chefdirigent des Kärntner Sinfonieorchesters, der Australier Nicholas Carter. Mit den hochmotivierten Musikern ganz auf einer Wellenlänge, sie wie selbstverständlich zum Klangkörper einend – verheißungsvoller kann man sich den Einstand eines Orchesterleiters als primus inter pares nicht wünschen. (Michael Cerha, 17.9.2018)