V. l. n. r.: Andreas Unger (Bearing Point Austria), Michaela Novak-Chaid (Internetoffensive Österreich), Marcus Grausam (A1), Andreas Bierwirth (T-Mobile), Jan Trionow ("3").

Foto: derStandard.at/Pichler

Infrastrukturminister Norbert Hofer und Digitalministerin Margarete Schramböck

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Zum IKT-Konvent 2018 in Wien bliesen Vertreter der österreichischen Bundesregierung und die Chefs der heimischen Netzbetreiber zur "digitalen Aufholjagd". Im Moment bewege sich Österreich nur im europäischen Mittelfeld, soll aber künftig vorne mitspielen, so der allgemeine Tenor. Ein elementarer Baustein auf diesem Weg soll der nächste Mobilfunkstandard 5G werden. Er verspricht beschleunigte Datenübertragung und deutlich höhere Bandbreiten.

Das Thema wird die heimischen Netzbetreiber in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen. In wenigen Wochen soll die erste Frequenzauktion starten und im kommenden Jahr der Ausbau beginnen. Bis 2025, so das Ziel der Telekomunternehmen und der Regierung, soll der Vollausbau abgeschlossen sein.

Entertainment im selbstfahrenden Auto

Unisono drängten die Chefs der drei Netzanbieter – Marcus Grausam (A1), Jan Trionow ("3") und Andreas Bierwirth (T-Mobile) – darauf, bürokratische Hürden für den Netzausbau zu lockern und die günstige Nutzung von öffentlichem Grund für neue Antennen zu ermöglichen. Jeder so gesparte Euro solle in einen schnelleren Ausbau investiert werden. Laut Trionow könnte ein zügiger 5G-Roll-out eine zusätzliche Wertschöpfung von 32 Milliarden Euro bis 2030 generieren.

Livestream vom IKT-Konvent.

Die Technologie sei weniger für selbstfahrende Autos wichtig, sondern für deren Passagiere. Wenn die Menschen im Auto künftig Filme streame, statt selbst zu fahren, benötigen die Netze eine wesentlich höhere Kapazität. Auch andere Erleichterungen forderte Trionow und zeigte sich dabei offenbar unzufrieden mit der aktuellen Netzneutralitäts-Regelung. So sei es ihm unverständlich, dass alle erdenklichen Manipulationen von Datenströmen auf Betriebssystemebene erlaubt seien, aber Provider, die in die Übertragung eingriffen, als "böse Gatekeeper" abgestempelt würden.

Grausam schätzte 5G als "revolutionären Schritt" ein. Dieser sei nicht nur wichtig, für die Kommunikation unter Menschen, sondern insbesondere für die Verbindungen zwischen Maschinen. Bierwirth forderte wiederum massive Investitionen in die Bildung. IT-Kompetenzen müssten schon "ab der Volksschule" vermittelt und gefördert werden, da sich langfristig sonst der Fachkräftemangel weiter verschlimmern werde. Zudem plädierte er für Erleichterungen im Bereich der qualifizierten Einwanderung.

Digitale Fabriken ohne Maschinensteuer

Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) sicherte zu, mit seinem Ministerium an bürokratischen Erleichterungen zu arbeiten. 5G-Anbindung sei auch besonders wichtig für den ländlichen Raum, der künftig "digitale Fabriken" beherbergen könnte, die Arbeitsplätze schaffen. Eine Maschinensteuer, die politisch immer wieder im Gespräch war, lehne er strikt ab.

Künstliche Intelligenz und Roboter im Medizinbereich würden es künftig ermöglichen, dass ältere Menschen länger zuhause wohnen könnten. Gleichzeitig müsse aber auch dem Datenschutz Augenmerk geschenkt werden. Einmal mehr schwärmte er auch von alltäglichen Erleichterungen durch smarte Geräte, etwa durch seine eigenen Amazon Echo-Lautsprecher.

Gratiskurse für die "Generation 60+"

Digitalministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) sieht eine ihrer wichtigsten Aufgaben darin, Menschen die Angst vor der Digitalisierung zu nehmen. Dabei sie warb wiederum für die neue Plattform "Fit for Internet". Über sie sollen digitale Kompetenzen vermittelt und Bildungsstandards geschaffen werden, wobei man auch mit Partnern aus der Wirtschaft kooperieren will.

Zunächst legt man den Fokus auf die "Generation 60+". 50 Gratiskurse soll es bis Jahresende geben. Ab Jänner soll pro Bezirk wöchentlich zumindest ein Kurs stattfinden. Ein Konzept, das wohl nicht von ungefähr an das ähnliche gestrickte "Internet für alle"-Programm von A1 erinnert. Schramböck stand von Juni 2016 bis Oktober 2017 an der Spitze des Unternehmens, ehe sie schließlich zur Ministerin berufen wurde. (gpi)