Haben Sie viele alte Freunde? Brauchen Sie neue? Die werden Sie finden. Der i8 ist ein Auto wie eine Kontaktbörse. Sie brauchen bloß 146.100 Euro einzuzahlen. Bei diesem Auto geraten die Leute regelrecht aus dem Häuschen. Man hat keine ruhige Minute, ständig werden Handys gezückt, sprechen einen Wildfremde mit glänzenden Augen an. Unschwer erkennen wir ein ununterbrochenes Reaktionsmuster seit der Fahr-Weltpremiere in Los Angeles 2014, die Engelstädter waren völlig elektrisiert.

"Wer kein Kunstwerk ist, sollte wenigstens eines tragen", meinte weiland Oscar Wilde. In dem Fall gilt: "... eines fahren". Vom i8 aus betrachtet ist die Welt flach. Dreht sich aber doch – nämlich jede(r) danach um.
Foto: Andreas Stockinger

BMW hatte seinerzeit des Hollywood-Multiplikatoreffekts wegen den Ort gewählt. Kalkül: Kaufen ein paar Stars diesen schmetterlingstürbewehrten "Sportwagen einer neuen Ära", dann ist das ein Turbo für den Absatz. Ob das geklappt hat, sei dahingestellt. Andererseits, keine Statistik, aus der sich nicht was Hübsches rausdestillieren ließe. So ist laut BMW der i8 der meistverkaufte Plug-in-Sportwagen der Welt (nur: es gibt keine direkten Gegner); CFK-Seriensportler sowieso. Inzwischen gibt's ihn auch als Roadster, und das wurde genutzt, dem Coupé ein Facelift zu verpassen.

Außer dem Coupé gibt's neuerdings auch einen Roadster.
Foto: Andreas Stockinger

Beim Erscheinungsbild hat sich zwar kaum was getan, warum auch – immer noch zaubert es allen ein nostalgisches Lächeln ins Inkarnat, die sich an den legendären M1 erinnern -, dafür aber bei zwei technischen Hauptinhalten: Batterie und E-Maschine.

Mehr ist mehr

Die Batterie hat jetzt statt bisher 7,1 kWh einen Brutto-Energiegehalt von 11,6. Solcherart steigt einerseits die elektrische Reichweite (NEFZ) von 37 auf 55 km, andererseits ermöglicht das den Einsatz eines stärkeren Elektromotors mit jetzt 143 PS, zwölf mehr als bisher.

Im Innenraum bliebt alles wie gewohnt.
Foto: Andreas Stockinger

Wie wirkt sich das auf den Fahralltag aus? Längere Ladezeiten am Haushaltstecker. Aber auch: 35, 40 km real elektrisch, womit man fast alle üblichen Tagesstrecken in der Stadt bewältigt. Auch kann man jetzt 120 statt nur 70 km/h schnell mit dem E-Motor fahren, der obendrein viel forscher als bisher rangeht. Und wenn die kombinierte E- und O-Reichweite (Ottomotor mit Partikelfilter) abgerufen wird, stehen 374 weitgehend politisch korrekte Pferde im Futter. Elektrisch hört man nur das Surren der Maschine, verbrennungsmotorisch staunen wir immer noch über den fetten Sound, dessen der Turbo-Dreizylinder mit wie bisher 231 PS fähig ist.

Das Heck, in dem der Dreizylinder arbeitet.
Foto: Andreas Stockinger

Fahrkapitel? Ein Supersportler will der i8 eh nicht sein, also ist das etwas hölzern ausgelegte Fahrwerk, ein Resultat auch der asphaltschneiderisch schmalen 20-Zöller, schon okay. Störend ist eher der BMW-untypische Einschlag (Wendekreis: 12,3 m). Und wenn das Coupé, wie der 911er, als 2+2-Sitzer angepriesen wird: Für die "+2" hinten suche man sich die besten Feinde aus, dort ist es für Erwachsene unsitzbar. Macht nichts, gewinnt man Nutzraum hinzu. Angesichts des allzu knappen Köfferchenraums (154 Liter) ist das eine willkommene Erweiterung der diesbezüglichen Möglichkeiten.

Fazit? Kultiger Futurist mit überragender Kommunikationskompetenz. Und ob die Rechnung mit dem sauteuren Werkstoff Karbon aufgeht, weiß allein BMW. (Andreas Stockinger, 20.9.2018)

Foto: Andreas Stockinger