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Marc und Lynne Benioff kaufen das US-amerikanische Traditionsblatt "Time".

APA/AFP/GETTY IMAGES/ALBERTO E.

Ob Amazon-Gründer Jeff Bezos mit der "Washington Post", Patrick Soon-Shiong mit der "Los Angeles Times" oder Laurene Powell Jobs mit "The Atlantic" – für Milliardäre scheint es langsam zum guten Ton zu gehören, sein eigenes Medium zu besitzen.

Marc Benioff ist der Nächste, der ein US-amerikanisches Traditionsblatt übernimmt. Für 190 Millionen Dollar erstanden er und seine Frau Lynne das Magazin "Time".

Mit Journalismus hatte Benioff bisher nichts am Hut. Mit 15 gründete er seine erste Firma, die Videospiele für Atari vertrieb. Nach einem Praktikum bei Apple und einem Aufstieg beim Softwarehersteller Oracle gründete er 1999, auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase, sein Unternehmen Salesforce. Statt seine Software wie die Konkurrenz zu verkaufen, vermietete er sie – und wurde zum Pionier von dem, was wir 20 Jahre später Cloud nennen. Heute ist Salesforce 120 Milliarden Dollar wert, Benioff selbst soll 6,7 Milliarden Dollar besitzen.

Für das nun ihm gehörende Magazin zeige er "tiefen Respekt", er fühle sich "geehrt, Verwalter einer so einzigartigen Marke" zu sein, sagte Benioff. Er erwarte nicht, dass darin seine eigenen Meinungen und Ansichten vertreten sein würden. Diese verheimlicht Benioff nicht: Für Barack Obamas Präsidentschaftskandidatur veranstaltete er Fundraisingpartys, 2016 unterstützte er Hillary Clinton. Als der Bundesstaat Indiana ein Gesetz beschloss, das Homosexuelle diskriminiert, sagte er alle dortigen Veranstaltungen ab und drohte mit weiteren Sanktionen. Und Facebook würde Benioff so streng regulieren wie die Tabakindustrie.

Trump-Vertrauter wollte zuschlagen

Benioff will das Time "bewahren", sagt er. Vielleicht auch vor David Pecker, der das Magazin ebenfalls kaufen wollte. Dieser, ein Trump-Vertrauter und Herausgeber der Boulevardzeitschrift "National Enquirer", soll in der Schweigegeldaffäre um zwei Geliebte Trumps eine tragende Rolle gespielt haben. Schon mehrmals forderte Trump dazu auf, Pecker als Chef des "Time" zu installieren.

Wenn Milliardäre Medien kaufen, kann das Gutes für den Journalismus bedeuten. Die "Washington Post" hat seit der Übernahme durch Bezos neue Mitarbeiter eingestellt, Büros eröffnet und ist wieder profitabel. Geht es aber ausschließlich um Liebhaberei, funktioniert das Modell nur so lange, wie der Mäzen an unabhängigem Journalismus interessiert ist. Das kann Benioff jetzt unter Beweis stellen. (Philip Pramer, 17.9.2018)