Wenn sich wer in einem Jeep Cherokee verkoffert, Hilfe heischend beim Pressechef anruft, dann das Handy lautlos schaltet und weglegt, kann das was auslösen. Eine ergebnislose Suchaktion im sizilianischen Abseits zwischen Castello di Donnafugata und Syrakus zum Beispiel, bei der selbst der geniale Archimedes Findungsschwierigkeit gehabt hätte. Denn der Bursche, nennen wir ihn Thomas, hatte längst wieder aus dem Irrgarten herausgefunden und war bereits unterwegs Richtung Flughafen. Aus Donnafugata wurde ein Donfugato. Mann haut ab ...

Der Cherokee sieht gut aus, fährt sich auf der Straße fein und im Gelände grandios. Sofern man nämlich zum Allradler greift. Frontantrieb? Was für ein Kulturbruch!
Foto: Jeep

An der unnötigen pampanischen Suchaktion beteiligte sich ein Eingeborener im Wrangler. Klar, der kommt überall hin. Aber auch ein Cherokee sollte dem nicht arg viel nachstehen. Tut er auch nicht. Mit einem Jeep ist ein Suchspiel im Gelände auch ohne Erfolg ein Erlebnis. Sofern man eine der drei angebotenen Allradversionen ordert. Top-Geländekünstler wäre der Trailhawk.

Sie sind seit dem Vorspann vorbereitet, unsereinen traf der Kulturbruch bei der Präsentation wie ein Schock: Wasdennwiedenn, Jeep bietet den Cherokee erstmals auch als Fronttriebler an? Hier wendet sich der Gast mit Grausen. Bei einem Lifestyle-Einsteiger-Jeep wie dem Renegade, meinetwegen. Beim etwas größeren Compass: schluck. Aber auch noch okay. Doch beim Cherokee? Da kann man ja gleich den Wrangler zum Soft-SUV verwässern. Markenkernwerte, Herrschaften!

Auch als Fronttriebler spielt der Cherokee mit den emotionalen Markenwerten.
Foto: Jeep

Ansonsten hat der Cherokee mit dem Facelift nur gewonnen. Speziell ästhetisch. Überhaupt nicht angekommen war der heftige Knick vorne im Kühlergrill. Der wurde deutlich entschärft. Und wo die Designer sich an der schmalen, zierlichen Leuchtgrafik des Range Rover Evoque ein Beispiel genommen hatten, ist das nun ebenfalls passé. Weil Front und Heck in den genannten Punkten deutlich überarbeitet wurden, wirkt es fast, als sei das ein ganz neuer Cherokee. Das wird ihm auf der Verkaufsfront nicht schaden.

Innen wird das Hartplastik weniger, das feine Leder mehr. Und der Arbeitsplatz ist aufgeräumt.
Foto: Jeep

Unterwegs waren wir in Sizilien mit dem 195 PS starken 2,2-Liter-Turbodiesel und der famosen Quereinbau-9-Gang-Automatik aus dem Hause ZF, mit SCR-Kat und allem Pipapo, das ein Auto heute für sauberen Atem braucht. Hat, wie die meisten dieser Diesel, eine kleine Anfahrschwäche, weil es ein wenig dauert, bis sich nach geäußertem Gaspedalwunsch die ganze Batterie nachgeschalteter Sauberwichteln auf selbigen eingestellt hat.

Die Heckansicht des neuen Cherokee.
Foto: Jeep

Mit diesem Aggregat startet der Facelift-Cherokee im Oktober. Im ersten Quartal 2019 folgt die 150-PS-Variante der Maschine, die gibt's dann nur mit 6-Gang-Schaltung. Und zu dem Zeitpunkt wird dann auch ein 2,0-Liter-Benziner mit 270 PS verfügbar sein. Alle Aggregate sind nach EU 6d-temp zertifiziert, Motorenmotto: stärker, sparsamer, sauberer.

Wer suchet, der findet

Im Innenraum haben die Ingenieure sich zunächst auf die Suche nach mehr Nutzraum gemacht, sie wurden fündig. 570 Liter Kofferraum bedeuten 70 Liter mehr als bisher. Und das ist natürlich keine Weltneuheit, beim Cherokee aber schon: Hat man beide Hände voll, genügt ein Tritt unter den hinteren Stoßfänger zum Öffnen der Heckklappe.

Jetzt hat der Cherokee mehr Laderaum.
Foto: Jeep

Der Cherokee ist laut Marketingsprech multipel zur Welt gekommen: Born to be stylish. Born to be adventurous. Born to be connected. Born to be safer. Was schlicht und einfach heißt, dass er ein fescher Kampl ist, mit dir durch dick und dünn geht (sofern Allrad, wie gesagt), dass er hinsichtlich Vernetzung und Handykompatibiliät auf aktuellem Stand und dank mannigfacher Assistenzsysteme auch der bisher sicherste Cherokee ist – bis zu 75 elektronische Schutzengel befinden sich an Bord.

Das typische Ami-Hartplastik verschwindet langsam aus den Jeeps, eine Wohltat. Mit viel Leder und höherwertiger Materialanmutung fühlt man sich in den Wagen schnell einmal wohl. Das hilft. Auch bei der Suche nach nicht verschollenen Verschollenen. (Andreas Stockinger, 18.9.2018)

Foto: Jeep