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Der morgendliche Kaffee schmeckt bestimmt präsidentiell.

Foto: REUTERS/Gonzalo Fuentes

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Wie groß der Andrang sein wird, muss sich erst weisen.

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Paris – Wer die Idee hatte, ist unbekannt. War es jemand aus dem Elysée-Team? Vielleicht gar der Präsident, dem ein gewisser Hang zur Selbstinszenierung nicht abzusprechen ist? Wie auch immer: Der ehrwürdige Elysée-Palast verfügt seit Neustem über einen virtuellen Souvenir-Laden mit präsidialen Fan-Artikeln. Über die Webseite des Shops kann man zum Beispiel ein blaues T-Shirt mit der Inschrift "Président" (für 55 Euro) oder ein weißes mit dem Aufdruck "Première Dame" erstehen. Wenn der Spross die rote Tasche mit den Lttern "Elysée" trägt, kann die Familie sozusagen in den Landesfarben promenieren gehen.

Bleistifte, Armbänder, Uhren oder ein Mug mit Macrons Konterfei vervollständigen das Sortiment. Noch origineller ist ein Leibchen mit der Aufschrift "poudre de perlimpinpin". Dieser veraltete Ausdruck, der zu Deutsch etwa "Wunderheilmittel" besagt, war von Macron einmal in einer Rede benützt worden. Ob sich seine Fans nun darum reißen werden, muss sich weisen. Ihre Zahl ist nämlich am Schrumpfen: Laut Meinungsumfragen stehen nur noch 29 Prozent der Franzosen zu ihrem Präsidenten.

Angst vor Machtverlust

Seine stark zunehmende Unpopularität, will sagen der Kampf dagegen, ist allerdings keineswegs der Grund für die Einrichtung des virtuellen Souvenir-Geschäftes, wie Macrons Berater bedeuten. Der Grund ist vielmehr eine Geldsammlung für die Renovierung des in die Jahre gekommenen Präsidialsitzes. Macron will mit dem Merchandising unterstreichen, dass er für die Wohnqualität seines Palastes keine Steuergelder verwendet.

Böse Zungen fragen indes auf Internet, ob ein Politiker Erinnerungsstücke seiner selbst, so rührend sie auch sein mögen, nicht erst dann verkaufen sollte, wenn er nicht mehr im Amt sei. In Macrons Entourage geht aber die Angst um, dass der derzeit regierende Präsident bald keiner mehr sein könnte.

Der Vorsteher der Macron'schen Partei La République en Marche (LRM), Christophe Castaner, wirft dem konservativ dominierten Senat sogar vor, er wolle mit der Bildung einer Untersuchungskommission in einer Leibwächter-Affäre ein regelrechtes "Absetzungsverfahren" ins Rollen bringen. Dagegen hilft nur eins – ein präsidialer Schlüsselanhänger. (Stefan Brändle aus Paris, 18.9.2018)