München – Forscher der Technischen Universität München (TUM) untersuchten die auslösenden Faktoren von Dickdarmkrebs. Das Ergebnis überraschte selbst die Wissenschafter: Zellstress treibt in Kombination mit einem veränderten Mikrobiom im Dickdarm das Tumorwachstum an. Bislang ging die Wissenschaft davon aus, dass diese Faktoren "nur" entzündliche Darmerkrankungen fördern.

"Wir wollten mit unserer Studie ursprünglich klären, welchen Beitrag Bakterien im Darm an der Entstehung von Darmentzündungen haben", erklärt Studienleiter Dirk Haller von der TUM. "Das für uns überraschende Ergebnis war jedoch, dass Änderungen im mikrobiellen Ökosystem zusammen mit Stress in den Darmzellen zur Entstehung von Tumoren führt und zwar ausschließlich im Dickdarm und ohne Beteiligung von Entzündungen."

Diese Beobachtungen machten die Forscher zunächst an Mäusen. Die Wissenschafter konnten zeigen, dass Mikroorganismen an der Krebsentstehung im Dickdarm beteiligt sind. Eine zentrale Rolle spielt hier der Transkriptionsfaktor ATF6, der den Stress in der Zelle reguliert, wobei die Intensität und Dauer der Aktivierung mit Erkrankungen verstärkt wird. "Es ist aber nicht der Zellstress allein, der zu dem Tumorwachstum führt, sondern die Zusammenarbeit von Stress und Mikrobiom, die das Krebswachstum begünstigt", sagt Haller.

Erhöhter Wert auch bei Patienten mit Dickdarmkrebs

Anschließend wurde in Zusammenarbeit mit dem Klinikum rechts der Isar die Daten von 541 Patienten mit Dickdarmkrebs untersucht. Bei jenen Patienen, wo der Transkriptionsfaktor ATF6, der Zellstress auslöst, signifikant erhöht war, steigerte dies die Rückfallquote nach einer Operation. Konkret hatten etwa zehn Prozent der Patienten ein erhöhtes Risiko, erneut an Dickdarmkrebs zu erkranken.

"In bestimmten Patienten könnte das Protein ATF6 als diagnostischer Marker für ein erhöhtes Dickdarmkrebsrisiko dienen, um dann frühzeitig mit einer Therapie beginnen zu können", sagt Haller. Dem Forscher zufolge wäre eine mikrobielle Therapie vorstellbar. "Chronische Entzündungen dürften auf die Krebsentwicklung im Dickdarm aber keinen Einfluss haben", resümiert der Experte. (red, 18.9.2018)