Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass kurze Strecken in Wien deutlich schneller mit Fahrrad als mit Auto zurückgelegt werden können. Aber ist das auch der Fall, wenn man aus der Innenstadt nach Nußdorf, wo schon der Wienerwald beginnt, muss?

Eine Vergleichsfahrt mit einer Journalistin und zwei Journalisten, die vom E-Bike-Ausstatter Bosch an einem Spätsommernachmittag organisiert wurde, gibt eine klare Antwort. Mit E-Bike ist man auf dieser Strecke von rund 6,5 Kilometern jedenfalls schneller am Ziel als mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln – und wohl auch schneller als mit einem normalen Fahrrad.

Ausgangspunkt Stephansplatz für zwei Biker und eine Autofahrerin.
Romar Ferry

Los ging's um 15.30 Uhr am Stephansplatz, wo zwei Tester aufs E-Bike stiegen und eine Testerin ins Auto, das etwas weiter weg geparkt war. Sie musste erst aus dem innerstädtischen Einbahnstraßenlabyrinth herausfinden, über die Donaukanalbrücke auf die Lände fahren und von dort wieder über den Kanal nach Nußdorf. Dauer bei zügiger Fahrt und mühsamer Parkplatzsuche: 35,8 Minuten.

Der Ford Fiesta kurvt vorerst einmal durch die Innenstadt.
Romar Ferry
Auf der Rotenturmstraße läuft's auch für den Radler noch zäh ...
Romar Ferry
... aber er bahnt sich langsam einen Weg ...
Romar Ferry
... und genießt dann die freie Bahn am Donaukanal.
Romar Ferry

Die beiden Radler waren in 21 Minuten vor Ort. Gut, sie hatten Motorunterstützung. Mit einem normalen Fahrrad wären es laut Google Maps 23 Minuten gewesen. Aber zum Sieg trägt auch die fahrradfreundliche Strecke bei: Der Donaukanal ist die ideale Stadtautobahn für Radfahrer.

Bei der Rückfahrt stieg dieser Tester auf die Öffis um und lieferte sich ein Match mit Rad und Auto. Mit dem D-Wagen zuckelte er bis zum Karl-Marx-Hof, ging zügig durch die Bögen durch zur U-Bahn-Station Heiligenstadt und nahm die U4 bis zum Schwedenplatz. Dort fuhr ihm die U1 um Sekunden davon, der nächste Zug fuhr erst sechs Minuten später ein – ein ziemlich langes Intervall um die Uhrzeit. In der U-Bahn großes Gedränge, Sehnsucht nach dem Rad.

Der Einstieg in den D-Wagen ist der Start für eine lange Öffi-Fahrt.
Foto: Romar Ferry

Öffi-Fahrtdauer bis Stephansplatz: 33 Minuten, geschlagen nicht nur vom E-Bike (22 Minuten), sondern auch vom Auto (29 Minuten). Ohne die ungewöhnlich lange Wartezeit am Schwedenplatz wäre sich Platz zwei wohl ausgegangen. Aber auch das gehört zum Öffifahren dazu.

Auch der Preisvergleich spricht fürs E-Bike: Die Stromkosten pendeln im Centbereich. Beim Auto kamen zu Sprit Parkkosten von 2,10 Euro dazu, für die Öffis wurde ein Einzelfahrschein um 2,20 Euro gelöst – mit Jahresticket wäre das billiger. Und bei der Ökobilanz raufen sich Rad und Öffi um den ersten Platz – je nachdem, wie man rechnet.

Fazit: Wenn es ums Tempo geht, ist das Fahrrad in der Stadt unschlagbar; wer sich das Schwitzen ersparen will, ist mit dem E-Bike gut bedient. Kommen Regen, Schnee und Eis dazu, dann schaut die Bilanz für viele allerdings etwas anders aus. (Eric Frey, 20.9.2018)