Der Zwergplanet Ceres ist geologisch aktiver als gedacht.
Foto: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA

Normalerweise stellt man sich Vulkanismus als etwas Dramatisches, Explosives und vor allem Heißes vor – doch es muss nicht immer geschmolzenes Gestein, das aus dem Untergrund an die Oberfläche tritt. Planetologen haben Belege für eine gemächlichere und vor allem kältere Vulkanvariante auf dem Zwergplaneten Ceres im Asteroidengürtel vorgelegt. Seit Jahrmillionen dürfte dort Wasser und Eis langsam aus dem Inneren hervorquellen.

Die ersten direkten Hinweise auf die geologische Aktivität von Ceres haben Wissenschafter bereits vor drei Jahren in Form des Eisvulkans Ahuna Mons entdeckt. Zuvor hatte man das Phänomen auch auf anderen Himmelskörpern beobachtet, darunter auf dem Jupitermond Europa, dem Saturnmond Enceladus und dem Neptunmond Triton. Nun ist es einem Team um Michael Sori von der University of Arizona und des California Institute of Technology anhand von Bilddaten der Nasa-Sonde Dawn gelungen, weitere derartige Kryovulkane auf Ceres zu erspähen.

Die topografische Karte von Ceres (oben) zeigt die Lage der neu entdeckten Kryovulkane. Erhebungen werden rot und gelb dargestellt, Depressionen sind blau und türkis. Links unten zu sehen ist der bereits seit drei Jahren bekannte Kryovulkan Ahuna Mons.
Grafik: Michael Sori

Gemächlicher Eisfluss

Besonders temperamentvoll sprudelt das Material allerdings nicht gerade an die unter -100 Grad Celsius kalte Oberfläche: Laut der im Fachjournal "Nature Astronomy" vorgestellten Studie sind es gerade einmal rund 10.000 Kubikmeter pro Jahr. Obwohl Ahuna Mons mit 50 bis höchstens 250 Millionen Jahren vergleichsweise jung ist, dürften zahlreiche andere Vulkane wesentlich älteren Datums sein.

Die Forscher gehen davon aus, dass Kryovulkanismus von Anfang an eine Rolle bei der Geologie des Zwergplaneten gespielt hat. Die Daten lassen darauf schließen, dass sich in der letzten Milliarde Jahren etwa alle 50 Millionen Jahre ein neuer Vulkan auf Ceres gebildet hat. Insgesamt identifizierten die Wissenschafter 22 mittlerweile weitgehend zerflossene Eisvulkane mit Durchmessern von 16 bis 86 Kilometern. (tberg, 18.9.2018)