Es ist der 22. April 2017, als in San Francisco 70.000 Menschen für die Freiheit der Wissenschaft demonstrieren und gegen die neue US-Regierung, die Forschern und ihren Erkenntnissen nicht mehr glaubt. Mit dabei ist auch Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford, sie trägt an diesem Tag einen rosa "brain hat", einen Hut, der ein Gehirn darstellen soll.

Dass die Forscherin aus Palo Alto sich als Demokratin registrieren ließ, betonen nun konservative Kampagnen in sozialen Medien. Denn Blasey Ford steht seit Sonntag im Mittelpunkt eines der wichtigsten Kämpfe der US-Politik der vergangenen Jahre – jenes um die Umfärbung des Höchstgerichts. Sie ist jene Frau, die dem konservativen Kandidaten Brett Kavanaugh versuchte Vergewaltigung vorwirft.

Die Angst, dass ihr nicht geglaubt wird, dass sie, ihr Mann und ihre zwei Söhne ins Zentrum eines schmutzigen Konflikts gezogen werden, bei dem es um Macht und Ideologie geht, aber nicht um Wahrheit – diese Angst war es, die Ford lange schweigen und ihre Vorwürfe anfangs anonym äußern ließ. Gesprochen hat sie über den Vorfall, der sich Anfang der 1980er-Jahre ereignet habe, erstmals 2012. Damals hatten sie und ihr Mann sich in Paartherapie begeben. Notizen davon geben wieder, was sie nun auch der Washington Post sagte: Dass sie damals, im Alter von 15 Jahren, von zwei älteren, betrunkenen Burschen bei einer Party in den Vororten Washingtons in ein Schlafzimmer gezerrt worden sei. Einer habe sie festgehalten, versucht, sie auszuziehen und ihr den Mund zugehalten, als sie um Hilfe schreien wollte.

Aussage unter Eid

Dass es sich bei diesem Angreifer um Kavanaugh handle, sagte sie erstmals öffentlich zur Washington Post. Bekannte, die das Lokalblatt Mercury News befragte, bestätigten aber, Blasey Ford habe den Namen schon vor Monaten genannt. Die 51-Jährige habe immer noch Angst, sich in Zimmern mit nur einem Ausgang aufzuhalten.

Dass sich die spätere Professorin und Kavanaugh, der den Vorfall abstreitet, in ihrer Jugend kannten, bestätigten auch Schulkollegen. Beide besuchten Anfang der 1980er Privatschulen in den Vororten Washingtons. Begegnen werden sie sich wieder am Montag: Dann sagen beide unter Eid vor dem US-Senat aus. Dass Blasey Ford dann nicht geglaubt wird, fürchten Freunde nicht. "Sie ist einer dieser Menschen, die Ehrlichkeit und Wahrheit ausstrahlen", sagte ihre Nachbarin den Mercury News. (Manuel Escher, 18.9.2018)