Kommt nur in Deutschlands Elite-Liga zum Einsatz: der Videobeweis. Eigentlich.

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Kaiserslautern – Kurioser "Videobeweis" in der deutschen Kreisliga: In einem Spiel der B-Klasse Kaiserslautern/Donnersberg Süd zwischen dem SV Mölschbach und der SG Hochspeyer dürfte ein avantgardistisch orientierter Schiedsrichter im Alleingang den Videobeweis im Amateurfußball eingeführt haben.

Der Unparteiische revidierte anscheinend nach Ansicht der von einem Zuschauer gemachten Video-Aufnahme eine Tatsachenentscheidung und ermöglichte den Gastgebern dadurch den Siegestreffer zum 3:2 (1:1), nachdem er das Tor zuvor aberkannt hatte. Die Aktion ist, besonders in sozialen Medien, mittlerweile bereits auf dem Weg Richtung Kult.

"Es war wie in der Bundesliga", sagte Hochspeyers Trainer Dominic Heidrich der Zeitung die Rheinpfalz. Der Schiedsrichter habe das offizielle Zeichen für den Einsatz des Videobeweises – einen mit beiden Händen in die Luft gezeichneten Monitor – symbolisiert, und sei dann zu einem Zuschauer gelaufen, um einen Blick auf dessen Handy zu werfen. Daraufhin habe er seine ursprüngliche Entscheidung, einen Ball Aus zu geben, korrigiert und stattdessen auf Tor für Mölschbach entschieden.

Alternativ-Version

Zuvor hatte der Unparteiische bereits Hochspeyers Torhüter befragt, ob der Ball vor dem Treffer tatsächlich die Auslinie überschritten hatte. Das hatte dieser bejaht, woraufhin der Schiedsrichter jedoch darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der zweite Vorsitzende des SV Mölschbach am Spielfeldrand die Szene gefilmt habe. Dieser bestritt hinterher allerdings, dass tatsächlich die Videoaufnahme zur Revision der Entscheidung geführt habe, sondern erklärte, dass sich der Unparteiische vielmehr die "Spuren im Sand" angeschaut habe. So versucht man offenbar, ein mögliches Wiederholungsspiel zu zu umgehen. Denn Hochspeyer hat Protest gegen die Spielwertung eingelegt.

Protest

Der Referee habe "nach dem Blick auf das Mobiltelefon auf den Anstoßpunkt gezeigt und gab das Tor", schrieb der Verein auf seiner Facebook-Seite. Bereits unmittelbar nach seinem kreativen Vorgehen habe er das auch gegenüber dem Hochspeyrer Spielertrainer klargestellt.

Inzwischen bestätigte der Unparteiische, auf das Handy-Video vertraut zu haben, hieß es aus dem Schiedsrichterausschuss. Da der Videobeweis nur in der Bundesliga zugelassen ist, dürfte der Protest der SG Hochspeyer vor dem Sportgericht gute Chancen haben.

Die Kreisliga ist in Deutschland je nach Landesverband zwischen der siebenten und der zehnten Spielklassenebene verortet. (sid, red – 18.9. 2018)

Die Stellungnahme des SG 2018 Hochspeyer e.V.: