Künstlerische Darstellung der Supererde um 40 Eridani A.

Illustration: UFLA

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Der erste Vulkanier: Leonard Nimoy verkörperte Mr. Spock in der Originalserie "Star Trek".

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Als 1966 die ersten Folgen von "Star Trek" im US-Fernsehen ausgestrahlt wurden, war nicht im Entferntesten abzusehen, wie nachhaltig die Science-Fiction-Serie die Popkultur prägen würde. Nach drei Staffeln wurde die von Gene Roddenberry konzipierte Serie eingestellt – zu schlecht waren die Zuschauerquoten. Doch ab den 1970er-Jahren entwickelte sich "Star Trek" zu einem kulturellem Phänomen, das bis heute unzählige Fans in seinen Bann zieht – und als gigantisches Medienfranchise die Kassen füllt.

Dass Roddenberry ein Visionär war, ist unumstritten – nicht nur in der Unterhaltungsbranche: Die Crew des Raumschiffs Enterprise kommunizierte schon in den 1960er-Jahren mit Smartphone-ähnlichen Geräten, Scanner wurden zur Diagnose von Krankheiten eingesetzt, und ohne Computer lief sowieso nichts. Der Einfluss von "Star Trek" auf die Wissenschaft ist auch Thema eines Buches, das soeben bei der Princeton University Press erschienen ist (Mohamed Noor, "Live Long and Evolve"). Nun berichten Astronomen von einer Entdeckung, die der Drehbuchautor und Produzent Roddenberry kurz vor seinem Tod 1991 gewissermaßen vorweggenommen hat: Sie fanden einen Exoplaneten, der, wenn man so will, der Heimat von Mr. Spock entsprechen könnte.

Sonnensystem der Vulkanier

Spock, als wissenschaftlicher Offizier einer der Hauptprotagonisten der Originalserie, stammt vom Planeten Vulkan. Wo genau diese Welt der Vulkanier liegt, die durch konsequente Logik und Fortschrittlichkeit bestechen, wird in der Serie zwar nie explizit erwähnt. Auf zunehmende astronomische Spekulationen reagierte Roddenberry aber 1991 mit einem Brief an das Astronomiemagazin "Sky & Telescope", in dem er den Mutterstern von Vulkan endlich nannte: Der real existierende Stern 40 Eridani A, auch als HD 26965 bekannt, der rund 16 Lichtjahre von uns entfernt ist, sei die Sonne Vulkans. "Beobachtungen sprechen dafür, dass 40 Eridani A vier Milliarden Jahre alt ist, ungefähr so alt wie die Sonne. Eine intelligente Zivilisation könnte über die Äonen auf einem Planeten um 40 Eridani entstanden sein."

40 Eridani A ist einer von drei Sternen im System 40 Eridani, das 1783 vom britischen Astronomen William Herschel entdeckt worden ist. Dass es dort auch Planeten geben könnte, war 1991 aber noch völlig unklar – erst vier Jahre später wurde der erste Planet außerhalb unseres Sonnensystems überhaupt entdeckt. Seit damals hat sich die Exoplanetenforschung zu einem der wichtigsten Gebiete der Astronomie entwickelt, fast 4.000 ferne Welten wurden inzwischen zweifelsfrei nachgewiesen. Jetzt haben Forscher der University of Florida tatsächlich auch einen Planeten um 40 Eridani A identifiziert – und er könnte theoretisch bewohnbar sein.

Starke Gravitation

Wie das Team um Jian Ge in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" berichtet, handelt es sich dabei um eine sogenannte Supererde, also einen großen, erdähnlichen Planeten. "Er ist in etwa doppelt so groß wie unsere Erde und umkreist seinen Stern alle 42 Tage", sagte Ge. Doch er liegt gerade noch in der habitablen Zone des Sterns, in der es theoretisch die Voraussetzungen für Leben geben könnte. Der Stern sei nur wenig kühler und masseärmer als unsere Sonne und etwa gleich alt. "Er könnte ideale Bedingungen für eine fortgeschrittene Zivilisation bieten", sagte Matthew Muterspaugh von der Tennessee State University, Co-Autor der Studie.

Gemütlich ist es auf der offiziell HD 26965b genannten Welt aber eher nicht: Ihre Masse übertrifft die unserer Erde um das Achtfache – das lässt die Chance auf Leben deutlich sinken. Mr. Spock hätte eine solche Gravitation aber wohl gewohnt kaltgelassen. Immerhin dürfte dem echten Planeten eine rosigere Zukunft beschieden sein als Vulkan in "Star Trek": Spocks Heimatplanet wird im Jahr 2258 bei einem Angriff vollständig zerstört. (David Rennert, 19.9.2018)