Bild nicht mehr verfügbar.

Auch Manfred Weber kann die Raute. Wird Christian Kern Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten, wäre er vermutlich dessen schärfster Gegner. Es könnte aber alles auch ganz anders kommen.

Foto: AP / Michael Sohn

Christian Kern will also. Die europäischen Sozialdemokraten zumindest zum Teil. Aber ob sie können, das stellen Umfragen in Zweifel. Denn selbst wenn Kern Spitzenkandidat der SPE für die Nachfolge von Kommissionschef Jean-Claude Juncker werden sollte: Den Mitgliedsparteien der europäischen Sozialdemokraten blühen Verluste. Dass sie von sich aus den Kommissionschef vorschlagen dürften, ist unwahrscheinlich.

Gleich vorausgeschickt: Die Umfragen basieren auf vielen Unsicherheiten. Vorsichtig sagen sie den Sozialdemokraten – ohne Briten – rund 140 der 705 Sitze voraus. Doch über der Zusammensetzung der Parteien- und Fraktionsfamilien hängen noch viele Fragezeichen. Verantwortlich sind nicht nur Parteien wie die ungarische Fidesz von Premier Viktor Orbán, deren Mitgliedschaft in der EVP infrage steht, sondern auch der Brexit, der für Umwälzungen sorgt.

  • Bei der konservativen EVP hat ihr bisheriger Fraktionschef Manfred Weber (CSU) seine Kandidatur verlautbart. Aber auch Finnlands Ex-Premier Alexander Stubb, Brexit-Verhandler Michel Barnier und Kommissarin Margrethe Vestager würden gern. Bleibt die ungarische Fidesz bei der EVP, kann diese mit rund 180 der 705 Sitze rechnen.

  • Weil die beiden Großparteien auf weniger als die Hälfte der Stimmen kämen, könnten die Liberalen Gewicht gewinnen. Doch auch bei der Alde gibt es viele offene Fragen. Sie will ihren Spitzenkandidaten im Februar wählen. Ob sie gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron antritt, ist nicht sicher, ebenso ob sie ihren Namen behält.

  • Für viel Bewegung sorgt der Brexit bei den bisher zersplitterten, meist rechten EU-Kritikern. Die beiden Fraktionen ECR (britische Tories) und EFDD (Ukip) könnten sich auflösen. Die dort noch vertretenen Parteien, die polnische PiS, die Schwedendemokraten und Italiens Fünf Sterne, suchen eine neue Heimat. Zumindest die ersten beiden sollen mit Ex-Trump-Berater Steve Bannon gesprochen haben, der sich bemüht, sie als Movement mit der FPÖ-Lega-Le-Pen-Gruppe ENF zu kombinieren. (Manuel Escher, 20.9.2018)