Wenn vier Personen nicht einer Meinung sind, aber keiner nachgeben will, dann braucht es – ob im Politischen oder privat – die gesichtswahrende Lösung. Wie eine solche nicht aussehen sollte, wird derzeit eindrucksvoll in Berlin demonstriert.

Der Wechsel des umstrittenen Chefs des Verfassungsschutzamtes, Hans-Georg Maaßen, als Staatssekretär ins Innenministerium zu Horst Seehofer (CSU) lässt nämlich drei Beteiligte ganz schlecht dastehen.

Zufrieden kann Maaßen sein, er steigt sogar auf und hat weiterhin den Rückhalt Seehofers, der vermutlich mit dieser Lösung auch sehr gut leben kann, weil sie ein Affront gegen Kanzlerin Angela Merkel ist, die Maaßen loswerden wollte. Aber Seehofer zeigt wieder einmal genüsslich, was er am besten kann und am liebsten mag: Merkel quälen.

Ihm fällt gar nicht mehr auf, dass dies keine politisch sinnvolle Kategorie ist, sondern nur noch ein Armutszeugnis für einen, den viele nicht mehr ernst nehmen.

Ganz böse ist das Ergebnis für SPD-Chefin Andrea Nahles. Sie hat eine besonders dicke Lippe gegen Maaßen riskiert, sich aber von Seehofer austricksen lassen.

Er befördert Maaßen und schickt ausgerechnet den SPD-Staatssekretär für das wichtige Thema Wohnbau in die Wüste. Das gefällt SPD-Wählerinnen und -Wählern sicher. Wäre das alles eine Satire, der Applaus des Publikums wäre den Akteuren sicher. Aber leider: Es ist Politik. (Birgit Baumann, 19.9.2018)