Das gab es noch nie: ein luxemburgisches Team in der Auslosung einer Gruppenphase.

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Für Düdelingen und Trainer Toppmöller gab es schon in der Qualifikation einigen Grund zur Freude.

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Düdelingen/Köln – Am Donnerstag ist es soweit, F91 Düdelingen tritt zu seinem Jahrhundert-, ach was, Jahrtausendmatch an. Der AC Mailand kommt nach Luxemburg, Anlass ist die Gruppenphase der Europa League – und der David rechnet sich durchaus Chancen auf ein gutes Resultat gegen den hochdekorierten italienischen Großklub aus. "Für uns wird ein Traum wahr. Das ist die Kirsche auf dem Kuchen", sagt der deutsche Coach Dino Toppmöller, Sohn des langjährigen Bundesliga-Trainers Klaus Toppmöller, vor der mit 8000 Zuschauern längst ausverkauften Begegnung im Nationalstadion des Großherzogtums (21.00 Uhr MESZ). 602.005 Einwohner hat das Land, in Mailand leben 1,35 Millionen Menschen.

Ambitionen

Der Gegensatz könnte kaum größer sein: Am Sonntag erfüllte Düdelingen in der Liga mit einem 2:0 beim FC UNA Strassen die Pflicht, nach einem missglückten Saisonstart liegt der regierende Meister in der National Divison derzeit jedoch nur auf dem zwölften Platz. Nun hat man den siebenfachen Champions-League-Sieger und 18-fachen italienischen Meister vor der Brust. "Jeder glaubt, dass wir vier oder fünf Gegentore bekommen", sagt Mittelfeldspieler Clement Couturier und gibt sich selbstbewusst: "Ich glaube, dass wir uns nicht blamieren werden."

Wie groß der Unterschied zwischen beiden Klubs ist, zeigt der Blick auf die Budgets: Düdelingen plant pro Jahr mit 2,5 Millionen Euro, der AC Mailand mit fast 300 Millionen. Toppmöller hofft dennoch auf weitere Fußball-Feste dieser Art: "Was wir geschafft haben, ist etwas Außergewöhnliches. Aber auf Dauer muss es für uns etwas Alltägliches werden. Ich hoffe, dass wir uns in den nächsten zehn Jahren noch drei- oder viermal qualifizieren werden." In Österreich kennt man seinen Klub ganz gut, 2012 hatten die Düdelinger in der Champions-League-Qualifikation Red Bull Salzburg ausgeschaltet.

Mit einem 3:2 bei Cluj sicherte sich Düdelingen die Qualifikation für die Gruppenphase.
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Fantastischer Lauf

Düdelingen nimmt als erster luxemburgischer Verein an der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs teil, auf dem Weg dorthin schaltete der Klub die Meister aus dem Kosovo (KF Drita), Polen (Legia Warschau) und Rumänien (CFR Cluj) aus. Die Belohnung folgte bei der Auslosung: Neben Milan geht es gegen Olympiakos Piräus und Betis Sevilla.

"Die Auslosung lief natürlich super. Die Gruppenphase zu erreichen, war ein Traum für uns. Das ist gut für uns und gut für das ganze Land", sagt Toppmöller. Der 37-Jährige ist seit Sommer 2016 in Düdelingen engagiert, in seinem Kader steht ein Dutzend Amateure. "Man darf nicht vergessen, dass wir unser Hobby zum Beruf gemacht haben", sagt er.

Einige gestandene Kicker aber stehen doch in den Düdelinger Reihen. Der 35 Jahre alte serbische Internationale Milan Bisevac etwa spielte schon für Paris St. Germain, Olympique Lyon und Lazio Rom. Tormann Landry Bonnefoi (34) war in seiner Jugend bei Juventus Turin und lief später für Straßburg in der Ligue 1 auf. Abwehrspieler Bryan Melisse besuchte einst wie Thierry Henry und Kylian Mbappe das Leistungszentrum des französischen Verbandes, noch heute besitzt er eine Pizzeria in Metz. (sid, red – 19.9. 2018)