Pjöngjang/Seoul – In die Verhandlungen über eine Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel kommt Bewegung. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un strebe einen zweiten Gipfel mit US-Präsident Donald Trump "zu einem frühen Zeitpunkt" an, sagte Südkoreas Präsident Moon Jae-in am Donnerstag nach seiner Rückkehr von einem weiteren symbolträchtigen Treffen mit Kim.

US-Außenminister Mike Pompeo will seinen nordkoreanischen Kollegen Ri Yong-ho kommende Woche am Rande der UN-Generaldebatte in New York sprechen. Auch weitere Gespräche hoher Beamter beider Seiten bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien sind geplant. Pompeo setzte eine Frist: Den USA gehe es um eine rasche atomare Abrüstung, die bis Jänner 2021 abgeschlossen sein solle, so wie Kim selbst zugesagt habe. Dann läuft Trumps Amtszeit aus.

Moon rief die USA dazu auf, Verständnis für Nordkoreas Position aufzubringen und "die Gespräche so bald wie möglich wieder aufzunehmen". Er werde bei seinem Treffen am Montag mit Trump am Rande der UN-Vollversammlung weitere Details seiner Gespräche mit Kim übermitteln, sagte Moon. Nicht alle Punkte ihrer Unterredungen könne er jetzt schon enthüllen.

Moon hatte bereits den ersten Gipfel zwischen Trump und Kim im Juni in Singapur vermittelt, bei dem Kim in eine "Denuklearisierung" seines Landes eingewilligt hatte. Genauere Definitionen, ein Zeitplan oder Kontrollmaßnahmen für den Prozess wurden aber nicht genannt, weshalb die Vereinbarung vielfach als zu vage kritisiert wurde.

Vor neun Tagen hatte das Weiße Haus mitgeteilt, Trump habe einen Brief von Kim erhalten, in dem es um ein erneutes Treffen gehe. Die Koordination dieses Gipfels laufe bereits. Das Schreiben dokumentiere Kims fortbestehenden Willen, sich auf die "Denuklearisierung" der Koreanischen Halbinsel zu konzentrieren, hieß es.

Pompeo-Reise ende August geplatzt

Im Verlaufe des Sommers hatte sich die US-Regierung zunehmend unzufrieden mit Nordkorea gezeigt. Ende August ließ Trump eine geplante Reise Pompeos nach Pjöngjang platzen. Die Absage begründete er damit, dass es "keine ausreichenden Fortschritte bei der Denuklearisierung" gebe.

Am Donnerstag kehrte Moon von seinem dritten Treffen mit Kim in diesem Jahr nach Seoul zurück. Bei dem dreitägigen Besuch, dem ersten in Nordkorea, hatte Kim die Schließung der Raketentestanlage Tongchang Ri zugesagt und bei Entgegenkommen der USA auch eine Schließung der wichtigen Atomanlage Yongbyon in Aussicht gestellt. US-Präsident Donald Trump sprach von einer "sehr guten Nachricht". UN-Generalsekretär Antánio Guterres begrüßte die Gipfelergebnisse am Mittwoch, forderte aber zugleich "konkretes Handeln".

Im weiteren Prozess sollte laut Moon eine "politische Erklärung" über das Ende des Korea-Krieges (1950–53) "in naher Zukunft" erfolgen. Dabei gehe es zunächst um die Beseitigung der Feindseligkeiten. Das sei Teil der "korrespondierenden Maßnahmen", sagte Moon in Anspielung auf die gemeinsame Gipfelerklärung mit Kim, der damit Entgegenkommen der USA gefordert hatte.

Eine solche Erklärung über das Ende des Krieges habe einem Friedensvertrag vorauszugehen, der dann noch ausgehandelt werden müsse, sagte Moon. Die Koreanische Halbinsel ist immer noch im Kriegszustand: Seit dem Kriegsende ist lediglich ein Waffenstillstandsabkommen gültig.

"Symbolträchtiger Berg"

Als Zeichen der Einigkeit besuchten Kim und Moon am Donnerstag den von allen Koreanern verehrten Berg Paektu. Auf Fotos war zu sehen, wie sie einander auf der Spitze des 2.744 Meter hohen Berges an der Grenze zu China lachend die Hände reichen und diese in die Höhe recken. Der Berg gilt als spirituelle Geburtsstätte der koreanischen Nation.

Paektu sei für das koreanische Volk der "symbolträchtigste Berg", sagte Moons Sprecher. Moon und Kim wurden bei ihrem Ausflug von ihren Frauen begleitet. Auf der Spitze des Berges füllte Moon eine Flasche mit Wasser aus einem sogenannten Himmelssee, der den Krater ausfüllt. Der Berg ist der höchste der Koreanischen Halbinsel. Er gilt als Geburtsstätte von Dangun, dem legendären Gründer des ersten koreanischen Königreichs vor mehr als 4.000 Jahren. Die südkoreanische Nationalhymne nimmt in der ersten Strophe Bezug auf den Berg. Im Norden schwört ein beliebter Popsong, bei dem es um den Berg geht, auf Treue zu Kim ein.

In der südkoreanischen Delegation wurde vorgeschlagen, Moon könnte Kim und dessen Frau zum Hallasan einladen, dem höchsten Berg in Südkorea. "Bei uns sagt man, wir begrüßen die Sonne am Paektusan, und wir begrüßen die Vereinigung am Hallasan", sagte Kims Frau Ri Sol-ju. Am Vortag hatte Kim einen Besuch im Süden angekündigt. Es wäre der erste eines nordkoreanischen Machthabers im Nachbarstaat. (APA, 20.9.2018)

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Am Donnerstag machten die Präsidenten Nord- und Südkoreas, Kim Jong-un und Moon Jae-in, mit ihren Frauen Ri Sol-ju und Kim Jung-sook einen Ausflug auf den Paektusan, den "Weißkopfberg".
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Der aktive Vulkan, der höchste Berg der Koreanischen Halbinsel, wird als heilig verehrt. In der Caldera befindet sich der Himmelssee.
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Auf dem Berg ist eine Hütte zu besichtigen, in der angeblich Kim Jong-il, der Vater Kim Jong-uns, geboren wurde. Staatsgründer Kim Il-sung soll gar von hier aus den Widerstand gegen die japanischen Besatzer organisiert haben.
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Südkoreas Präsident Moon nahm sich eine Flasche Wasser aus dem See mit.
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