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Wegen des Verdachts auf Vergiftung wurde rund um das Restaurant Prezzo in Salisbury ein Großeinsatz ausgelöst.

Foto: AP/Brady

Salisbury – Der jüngste Nowitschok-Fehlalarm in der südenglischen Kleinstadt Salisbury war möglicherweise ein übler Scherz. Man gehe auch dieser Spur nach, zitierten britische Medien am Donnerstag eine nicht näher genannte Polizeiquelle. Demnach soll ein Mann, der in den Vorfall verwickelt war, schon Prinz Charles und Herzogin Camilla einen Streich bei einer Filmpremiere im Jahr 2006 gespielt haben.

Großeinsatz

Bei dem Nowitschok-Fehlalarm am vergangenen Sonntag hatten der 42-jährige Alex King und seine 30-jährige Frau Anna Shapiro angegeben, sich nach einem Essen im Restaurant Prezzo plötzlich krank zu fühlen. Rettungskräfte versorgten die beiden unter hohen Sicherheitsmaßnahmen vor Ort, Straßen wurden gesperrt. Es bestand laut Polizei die Sorge, dass beide einer unbekannten Substanz ausgesetzt waren.

Ärzte im Krankenhaus gaben schließlich Entwarnung und entließen die beiden Patienten. Das 30-Jährige Unterwäschemodel mit russischen Wurzeln, das auch als "Anna Webb" bekannt ist, behauptete in einem Bericht der Zeitung "The Sun", dass sie und ihr Mann vom russischen Staat vergiftet worden seien. Die "Sun" hat die Meldung mittlerweile "aus rechtlichen Gründen" von ihrer Webseite entfernt. Auf archive.org ist der Artikel jedoch noch auffindbar.

Alex King hatte sich 2006 für eine Hunderttausend-Pfund-Wette mit dem als Betrüger verurteilten Edward Davenport bei einer Charityveranstaltung zu der Filmpremiere von "The History Boys" an den Sicherheitskontrollen vorbei unter die Stars geschmuggelt, die Prinz Charles die Hand schütteln durften. King hatte eine Modelagentur und organisierte Sexpartys in dem Haus der Davenports in London. Von der "Daily Mail" erhielt er die Bezeichnung "Botschafter der Perversion".

Der 52-jährige "Fast Eddy" Davenport wiederum wurde mit der Organisation von "Gatecrasher"-Partys bekannt, bei denen Schüler exzessiv feierten. Er wurde 2011 wegen eines Millionenbetrugs zu acht Jahren Haft verurteilt, von denen er drei Jahre absaß. Shapiro behauptet, die Tochter eines ehemaligen russischen Generals zu sein. King und Shapiro sollen erst vergangenen Monat geheiratet haben.

Nowitschok-Vergiftung

In Salisbury waren vor einem halben Jahr der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Tochter Julia mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok vergiftet worden. Sie überlebten das Attentat nur knapp. Wenige Wochen später starb eine Frau, die Reste des Nervengifts für Parfum gehalten hatte. Den kleinen Behälter mit der Flüssigkeit hatte ihr Freund gefunden und dem Opfer geschenkt.

Das Attentat auf die Skripals am 4. März löste eine diplomatische Krise aus. London hält Moskau für den Drahtzieher und präsentierte zwei Russen als Täter. Die Verdächtigen sagten in Russland, sie seien nur als Touristen in die Stadt gereist. Nach Angaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind die beiden Männer Zivilisten. (red, APA, 20.9.2018)