Warum Frauen in die Menopause kommen, sorgt nach wie vor für Diskussionsstoff. Forscher der Uni Wien haben nun ein weiteres Erklärungsmodell vorgelegt.

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Es ist nach wie vor ein ungelöstes Rätsel, warum Frauen in die Menopause kommen. Die Evolutionsbiologie bietet dazu zwar verschiedenen Theorien an, diese sind allerdings widersprüchlich. Anthropologen um Susanne Huber und Martin Fieder von der Universität Wien bieten jetzt eine weitere Erklärung an: Die Menopause könnte evolutionsbiologisch die Folge der begrenzten Haltbarkeit der Eizellen sein.

Vom evolutionsbiologischen Standpunkt aus betrachtet ist es unverständlich, dass Frauen mit rund 50 Jahren ihre Fortpflanzungsfähigkeit verlieren. Wissenschafter haben daher verschiedene Theorien entwickelt, warum die Menopause existiert. Die bekannteste dieser Theorien, die sogenannte Großmutterhypothese, besagt etwa, dass Frauen deshalb ihren monatlichen Menstruationszyklus einstellen, um sich besser um ihre Enkel kümmern zu können und dadurch den Fortpflanzungserfolg der Nachkommen zu steigern. In der Mama-Hypothese wiederum vertraten manche Biologen die Annahme, dass in der Vergangenheit jede Geburt für die Frau ein großes Risiko darstellte und der Tod der Mutter für ihre bisherigen Kinder fatal wäre.

Bereits im Embryo angelegt

Susanne Huber und Martin Fieder vom Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien haben nun eine neue These vorgelegt. Sie verglichen bei 49 Säugetierarten wie Mäusen, Kaninchen, Schafen, Beuteltieren, Wölfen, Löwen, Eisbären, Affen, Elefanten, Menschen, Seekühen und Walen, wie alt sie werden und bis zu welchem Alter sie Nachwuchs bekommen. Während die Tiere mit kurzer Lebensspanne in der Regel bis an ihr Lebensende fruchtbar waren, beendeten die langlebigen Vertreter ihre produktive Phase so wie die Menschen oft weit vor dem Ende ihrer Lebenszeit, schreiben sie in ihrer Studie, die nun im Fachmagazin sie. Es gäbe also offensichtlich eine zeitliche Obergrenze, wie lange Säugetiere Kinder in die Welt setzen.

Wahrscheinlich setzt die begrenzte Haltbarkeit der Eizellen diese physiologische Grenze, erklärt Huber. Die Eizellen werden bei Säugetieren schon im weiblichen Fötus angelegt und verharren dann in einer Ruhephase (am Ende der Prophase der ersten meiotischen Teilung), bis sie gebraucht werden. Die Erbgut-Stücke (Chromatiden) müssen in der ganzen Wartezeit aneinander haften, weil sie erst später beim Abschließen der Reifeteilung aufgeteilt werden. Der Kleber funktioniert mit zunehmend Alter aber nicht mehr einwandfrei. Dadurch kommt es zur fehlerhaften Verteilung der Chromosomen, wie etwa bei Trisomie 21 (Down Syndrom), wo die befruchtete Eizelle drei Kopien des Chromosoms 21 anstatt eines Paares enthält. Das Risiko für Trisomie 21 steigt dadurch mit dem Alter der Mütter stark an. (red, APA, 20.9.2018)