Es gibt vermutlich kaum eine Familienchronik, die hierzulande hundert Jahre zurückreicht und in der kein Käfer vorkommt. Der Großonkel hatte einen weißen, mit schwarz-weiß karierten Sitzen, der Onkel hatte einen grünen. Der Schwiegervater hat immer noch einen. Das altvatrische Rot ist der Originallack. Aber nicht, dass Sie glauben, er hätte sich seinerzeit die Rostschutzfarbe als Sonderlackierung verkaufen lassen.

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Jetzt war am Käfer nicht unbedingt viel komplizierte Technik dran, aber richtig merken will man das erst, wenn man genau reinschaut.
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Das Auto gehört nämlich eigentlich gar nicht ihm, sondern seinem Schwiegersohn, der ihn nur bei ihm einstellen wollte. Aber dann darf man halt nicht den Schlüssel stecken lassen, gell? Darum fährt der Schwiegervater immer brav mit dem Käfer des einen Schwiegersohnes, aber nie mit dem Auto, das ich bei ihm untergestellt habe. Aber das ist eine andere Geschichte.

Käfer-Werbung seinerzeit: Artikel, Substantiv, Punkt.
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Wie die von einem Freund, der nach jahrelanger Restauration ewig versucht hatte, für seinen Käfer einen Käufer zu finden. Weil der Wagen aber quasi makellos und damit unverschämt teuer war, wollte diesen Buckel keiner haben. Bis ein Museum darauf aufmerksam wurde, ihn kaufte und auf eigener Achse ins Museum überstellen wollte. Der Käfer fackelte unterwegs ab. Er war eben wirklich nur quasi und nicht ganz makellos.

Dieser Käfer schaut schlimmer aus, als er ist. Der Rattenlook endet nämlich bei den Weißwandreifen.
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Schöne Geschichten können auch jene erzählen, die manchen strengen Winter mit dem Käfer gemeistert haben. Oder wer damit auf Familien-Sommerurlaub fuhr. Ohne Klimaanlage. Dafür mit Oma und Opa.

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Auch mit diesem Kapitel der Geschichte ist der Käfer unweigerlich verbunden.
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Während VW nun ein Kapitel Automobilgeschichte endgültig schließt und die Produktion des Retro-Buckls einstellt – ja, danke an die Leserbriefschreiber, die glauben, wir könnten einen Beetle nicht von einem Käfer unterscheiden, wir sind sehr stolz auf Sie –, wollen wir uns an die schönsten Käfer-Geschichten erinnern. Gerne auch an solche mit dem Beetle. Denn der hatte in seiner kurzen Geschichte wohl nicht viel weniger Flüche gehört als sein Vorgänger, wenn wir den Erzählungen trauen wollen, die uns von Beetle-Fahrern zugetragen wurden.

Alt und neu. Der Vergleich machte sicher.
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Welche schönen, tragischen, fürchterlichen und vor allem witzigen Momente hatten Sie mit dem Buckel? Was war Ihre wildeste Reise? Können Sie die Geschichte von Frau Schmutz gar toppen? Was löst der Klang des Boxermotors bei Ihnen aus? Welcher war der schlechteste Käferwitz? Und wann haben Sie das letzte Mal Herbie zu einem Käfer gesagt? Teilen Sie mit uns doch Ihre emotionalsten Geschichten. (Guido Gluschitsch, 21.9.2018)

Nach dem Brezelfenster war ausreichend Platz auf der Heckscheibe für endlos wichtige Nachrichten.
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