Ein bisschen hiervon, ein wenig davon. Die richtigen Zutaten im Portfolio sorgen auch dort für die nötige Würze. Was rein darf, wird beim wiederauflebenden Factor-Investing vorher genau definiert.

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Beim Thema Veranlagung gab es in den vergangenen Jahren oft die Debatte rund um aktives oder passives Management. Bei Ersterem wählt ein Fondsmanager beispielsweise Aktien für seinen Fonds aus und entscheidet, wann er diese wieder verkauft. Bei Letzterem geht es vor allem darum, einen Index nachzubilden. Die passiven Investments waren zuletzt stark gefragt, weil sie zu günstigeren Kosten zu haben sind als aktiv gemanagte Produkte.

Nun kristallisiert sich im passiven Bereich das sogenannte Factor-Investing heraus. Das ist eine Sonderform des Investierens, bei der es darum geht, mehr als nur die Indexsteigerung zu verdienen. Und das geht so: Man überlegt sich relevante Faktoren – etwa die Schwankungsfreudigkeit einer Aktie – und wiegt ab, ob sich mehr oder weniger Schwankung im Portfolio positiv oder negativ auswirkt. Dementsprechend lässt man dann jene Titel weg, die die eigenen Ziele nicht erfüllen.

Neu ist der Factor-Ansatz nicht. Die Literatur dazu geht bis in die 1950er-Jahre zurück. In der akademischen Forschung wurden mittlerweile hunderte Faktoren identifiziert, mit denen agiert werden kann. Sie reichen von der Volatilität einer Aktie bis hin zur Qualität der Bilanz des Unternehmens. Die Security KAG hat aktuell vier Kriterien herausgefiltert, mit denen sich die Performance eines Produkts verbessern lassen soll. Das sind die Faktoren:

· Momentum Damit wird eine Aktie anhand von Kennzahlen im Vergleich zur Branche analysiert.

· Value Bezeichnet die Bewertung der Aktie anhand gewisser Kennzahlen im Vergleich zum Kurs.

· Volatilität Sie gibt an, wie stark eine Aktie schwankt.

· Qualität In diesem Bereich geht es um Punkte wie die Eigenkapitalrentabilität oder Margen.

"In den vergangenen Jahren ging es darum, mit passiven Produkten einen Markt rasch abzubilden. Jetzt geht es darum, dabei noch einen Mehrwert zu erzielen", erklärt Josef Obergantschnig, Chief Investment Officer der Security KAG. Bei der Analyse habe sich gezeigt, dass die Faktoren Qualität und Momentum sich bisher in turbulenten Marktphasen bezahlt gemacht haben. Wer nur auf die Volatilität als Faktor achtet, liegt damit nicht immer richtig. "Die Aktien, die am meisten schwanken, bringen am wenigsten für die Gesamtperformance, bergen aber Risiko", fasst Obergantschnig zusammen. Daher könne man diese Papiere beim Nachbau eines Index auch gleich weglassen.

Weniger ist mehr

Wer den Index MSCI-World nachbilden will (dieser umfasst etwas mehr als 1600 Titel) braucht laut Obergantschnig dafür nur rund 400 Aktien, um den Index abzubilden und einen Mehrwert zu generieren. Beim S&P500 reichten rund zehn Titel. Getreu den neuen Erkenntnissen werden die passiven Produkte bei der Security KAG nun angepasst. Ein Fonds, der diese Strategie verfolgt, wurde bereits im Juli aufgelegt.

Mit Factor-Investing könne man die Märkte und die Asset-Allokation besser verstehen, heißt es dazu bei der Investmentgesellschaft Invesco. Es könne daher mittlerweile als dritte Säule des Investierens (neben aktiv und passiv) bezeichnet werden. Aber Achtung: So wie nicht vorhersehbar ist, ob europäische Aktien heute steigen oder morgen fallen, kann auch der Fortbestand einer Bewertungs- oder Größenprämie nicht garantiert werden. Faktorrenditen lassen sich ebenso wenig kontrollieren wie Marktrenditen. (Bettina Pfluger, 22.9.2018)