München – Für sein Buch "Europa gegen die Juden. 1880 – 1945" erhält der deutsche Historiker und Journalist Götz Aly den Geschwister-Scholl-Preis 2018. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird jedes Jahr vom Landesverband Bayern im Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Stadt München verliehen. Die Preisübergabe ist für den 19. November vorgesehen.

"Die Erforschung der Verbrechen des Nationalsozialismus hat der Historiker Götz Aly mit bedeutenden Büchern vorangetrieben", hieß es in der Begründung der Jury. In seinem neuen Werk belege er eine markante These zu den Möglichkeitsbedingungen des Holocaust: "Der Antisemitismus war nicht die Sache einer Minderheit von irrationalem Hass getriebener Fanatiker. Für die Verdrängung der Juden aus dem bürgerlichen Leben gab es rationale Gründe – rational im Sinne von: erklärbar, aus den materiellen Interessen derjenigen, die von der Beseitigung der Konkurrenz profitierten."

Aly, Jahrgang 1947, habe die Forschung als Außenseiter geprägt, ohne Lehrstuhl und Apparat. Die Jury nannte ihn "ein Beispiel für geistige Unabhängigkeit und intellektuellen Mut". Der Geschwister-Scholl-Preis erinnert an die von den Nationalsozialisten ermordeten Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl. Im vergangenen Jahr erhielt ihn der libysche Autor Hisham Matar. (red, APA, 20.9.2018)